Mittwoch, 10. September 2014

Zum Zölibat-ein kleiner Versuch

B. Deneke schreibt in seinem sehr lesenswerten Aufsatz: "Tischvorsteher oder Kultdiener?"[...]aber es wäre wohl selbst im Rahmen einer streng traditionellen bis traditionalistischen Theologie zu viel behauptet, die Ehelosigkeit als ein dem Priestertum wesentliches Element zu bezeichnen." (Una Voce, 2.Quartal, 2014, S.232f.)Als Bestätigung wird dann J.Pieper zitiert: "Jeder weiß, daß Priestertum und Ehelosigkeit nicht kraft ihres Wesens notwendig zusammengehören und daß also für oder gegen ihre tatsächliche Verbindung keine zwingenden, aus dem Wesen der Sache herzuleitenden Gründe, die das für die Kirche praktisch Sinnvolle, Wünschbare und  Notwendige betreffen,ins Feld geführt werden können."
Sollte die zölibatäre Lebensform für die Priesterexistenz wirklich so dürftig begründet dastehen?  Es sei daran erinnert, daß für Luther mit der Abschaffung des Priestetumes und der Umwandlung der "Gemeindeleiter" in Pfarrer, die keine Priester mehr sein sollen, die Abschaffung des Zölibates ineinsging. Weil die Pfarrer keine Priester mehr sein sollten, sollten sie auch nicht mehr zölibatär leben. Offenkundig sah Luther doch einen engen Zusammenhang zwischen dem Priestersein und der zölibatären Lebensform. Könnte es sein, daß hier Luther klarer sah als Pieper? 
Eines soll gleich ausgeschlossen werden: daß wir Katholiken uns auf den dürftigen Standpunkt zurückziehen, daß es für die Berufspraxis des Pfarrers als Gemeindeleiter für den Beruf vorteilhaft wäre, zölibatär zu leben! So viele Frauen und auch Männer schaffen es, die Berufstätigkeit mit einem Familienleben zu vereinbaren, so daß es wirklich nicht einsichtig ist, warum das nicht auch für den Beruf des Pfarrers möglich sein sollte. 
Nein, die zölibatäre Lebensform ist nicht um des Berufes des Pfarrers willen, sondern um der Priesterexistenz willen! Sie muß so auch aus dem Wesen des Priestertumes begriffen werden! Nehmen wir das naivste und einfachste Verständnis vom Priestertum als Grundlage dieser Betrachtung: daß es die Aufgabe des Priesters ist, dem oder den Göttern Opfer darzubringen.  Wo kein Opferkult ist, da ist auch kein Priestertum! Wie und warum nun das Meßopfer das priesterliche Opfer schlechthin ist und wie es sich zum Opfer Jesu Christi verhält, diese bedeutsame Frage kann hier außer Acht gelassen werden. Es ist die verbindliche Lehre der Kirche, daß nur ein zum Priester Geweihter ein Gott wohlgefälliges Meßopfer darbringen kann. Das Sakrament der priesterlichen Weihe befähigt ihn dazu. Wenn Laien versuchen, Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu verwandeln, dann bleibt es bei einem notwendig scheiternden Versuch: die Gläubigen empfingen in dieser simulierten Eucharistie nur und wirklich nur Brot und Wein!
Der Priester hat täglich Gott sein Meßopfer darzubringen-das ist das Wesen des Priestertumes! Wir leben so auch in glücklichen Zeiten, in denen der Mangel an Priestern dazu führen kann, daß wir uns wieder aufs Wesentliche konzentrieren, die Priester von allerlei Nebenbeschäftigungen befreien, damit das Herzstück der proesterlichen Existenz so wieder zum Leuchten kommen kann!
Was hat nun aber das Zölibat mit dem Wesen des Priestertumes zu tun?Es ist ganz offensichtlich:wer zölibatär lebt, leistet einen Verzicht, einen großen: er verzichtet auf die Liebe und auf das Glück einer eigenen Familie. Es ist erstmal ein Verzicht, und zwar ein dauerhafter! Nicht wie beim Fasten, wo eine begrenzte Zeit auf etwas verzichtet wird, sondern es ist ein dauerhafter Verzicht: das heißt, daß es ein Opfer ist! Opfer meint natürlich nicht, daß ich auf etwas verzichte, um dann etwas anderes mir zu gönnen- etwa, wenn wer 6 Wochen auf das Fernsehschauen verzichtete in der Fastenzeit, weil er dann mehr Bücher lesen möchte!   
Das Zölibat ist ein Opfer, das der Opfernde Gott darbringt. Und das macht die Würde und den Wert des Opfers dar.
Und schon erblicken wir den wesentlichen Zusammenhang: dem Darbringen des Meßopfers durch den Priester entspricht sein Opfer, das er darbringt, indem er auf das eheliche Leben verzichtet, weil dies auch ein Opfer ist!
Was wäre nun, wenn der Priester dieses Opfer des Verzichtes nicht darbrächte? Das Priestersein würde zu einem Beruf im bürgerlichen Geiste werden. Bürgerlich existieren heißt, in verschiedenen Sphären zu leben: in der Welt der Arbeit als Berufsmensch, als Privatmensch in der Familie und als Staatsbürger in der Sphäre des Staates, der Politik. Der nicht zölibatär lebende Priester wäre dann eben nur Priester, wenn er seinen Beruf ausübt, daneben auch Familienmensch und Staatsbürger. Sein Priestersein wäre nur eine Teilbestimmung seines Lebens! Außerhalb seines Berufes wäre er kein Priester. Und das widerspricht dem Wesen des Priestertumes. Er ist in Gänze Priester, und eben nicht nur teilweise. Zur Veranschaulichung: Was wäre, wenn nach der Meßfeier der Kelch, der gerade noch mit dem Blute Jesu Christi erfüllt war, gereinigt würde, und zum Weintrinken benutzt würde? Abscheulich! Der Kelch ist ei geheiligter Kelch, weil er ausschließlich für den Kult verwendet wird. Ihm zum profanen Weintrinken zu benutzen, wäre eine Entheiligung dieses Kultgerätes. So wie der Kelch ausschließlich zum Kult ist und so nicht profan verwendet werden darf, so ist auch die priesterliche Existenz eine, die sich nicht mit einer profanen verträgt.Wird aus dem Priester ein bürgerlicher Beruf, wenn er also zu einem wird, wo man dann auch Familienmensch und Staatsbürger ist, dann wäre das so, als wenn  der Kelch der Eucharistiefeier täglich nach der Messe zum gemütlichen Weintrinken verwendet würde.  
Das zölibatäre Leben bewahrt den Priester davor,priesterlich und unpriesterlich zu leben. Im zölibatären Lebensstil komplementiert das dauerhaft gelebte Opfer des Verzichtes auf ein Eheleben das tägliche Darbringen des Meßopfers. Nun wird das Opferdarbringen zu dem Vollzug, der das ganze Leben des Menschen ausmacht, der Priester ist.   Das Zölibat bringt der Priester Gott dar als ein wirklihes Opfer. Und darum gehört es zur priesterlichen Existenz, die eben gerade keine bürgerliche Berufsexistenz ist. Der Priester gleicht somit etwas der Stellung des Nachtwächters in früheren Zeiten: damit alle des Nachts beruhigt schlafen können, muß einer wachen. Das bürgerliche Leben vraucht Menschen, die außerhalb der bürgerlichen Ordnung leben, damit so die bürgerliche Welt erhalten bleibt. Der Priester bringt so gerade auch für die bürgerliche Welt die Opfer dar, die sie selbst nicht erbringen kann. Aber durch sie lebt diese profane Welt. Selbstverständlich darf jeder Priester gerade angesichts seines Leidens am gelebten Zölibat Paulus Wort: " Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leiden das, was an den Leiden Christi noch fehlt."
(Kolosserbrief 1,24). Es hat keinen Sinn, das Zölibat "schönzureden"- es ist gelebtes Opferleben und somit auch mit Leiden an ihm verbunden, aber so gerade Gott wohlgefällig, weil ihm dies Lebensopfer dargebracht wird!  Ein Priesterleben ohne das Opfer des Zölibates wäre so eine defizitäre priesterliche Existenz und darum nahm auch unser wahre Hohepriester dies Opfer des Verzichtes auf sich, denn Jeu ganzes Leben war ein Opferleben, das aber seine Vollendung am Kreuzesalltar fand.   
    

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