Sonntag, 30. November 2014

Der hl. Thomas ist nicht unfehlbar

Ist das Töten eines unschuldigen Menschen ein „malum in se“?
Oder wie ein kleiner Anfangsfehler schlimmste Folgen zeitigt!

Es gibt conservative katholische Theologen, die aus sehr berechtigter Abneigung gegen die weitestgehend modernistisch-häretisch lehrende zeitgenössische Theologie ein einfaches:Zurück zum hl. Thomas fordern, als wäre diesem Theologen und nicht dem päpstlichen Lehramt die Zusage der Unfehlbarkeit gegeben worden. Nun kennt jeder die Ausnahme, Thomas Position zur Frage der unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter Maria-hier irrte dieser große Theologie sehr. Aber Thomas Votum, daß jede Tötung eines Unschuldigen ein malum in se sei, das wird wie eine ewige Glaubenswahrheit verkündet. Der Begriff des „malum in se“ soll dabei sagen, das eine so gewertete Handlung, egal von wem und zu welchem Zweck und unter was für Umständen auch immer, immer eine schwere, eine Todsünde ist. Nur die Zurechenbarkeit dieser Handlung kann durch die Umstände der Handlung in Frage gestellt werden, nicht das moralische Urteil über diese Tat.
Das riecht nach moralischem Rigorismus. Der große Philosoph Kant war nicht ganz frei von so einer-letztendlich immer inhumanen Haltung. So gilt nach Kant: Zu lügen ist immer eine moralisch unerlaubte Handlung. Gesetz den Fall, daß jemand in mein Haus eindringt, ,mit gezogener Pistole und mich frägt: „Ist dein Vater im Hause?, sag!, ich will ihn erschießen“, dann dürfte ich nach Kant nicht lügen und sagen, daß mein Vater nicht da ist, auch wenn das zur Folge hat, daß der Mörder dann meinen Vater erschießt. Denn selbst der Zweck, das Leben meines Vaters zu retten, erlaube es nicht, etwas zu tun, was ein Übel an sich ist, das Lügen. Kein noch so heiliger Zweck, also auch nicht die Intention, das Leben meines Vaters zu retten, erlaubt mir, eine an sich verwerfliche Handlung zu vollziehen. Diesem Moralismus wohnt ein Rigorismus inne: Hauptsache moralisch richtig handeln, auch wenn die Welt dann daran zugrunde geht! Die Moral ist wichtiger als das Leben.
Nehmen wir an, es wäre wahr, daß jede Tötung eines Unschuldigen immer ein Übel an sich sei, so deduzieren einige daraus, daß sich ein Christ auch nicht töten lassen darf, um anderen das Leben zu retten. Nicht nur das Töten eines anderen, sondern auch jede Selbsttötung wäre ein malum in se und so auch jedes freiwillige Sichtötenlassen. Das klingt erstmal gut in den Ohren aller, die bei der Vorstellung, sich zugunsten von Anderen zu opfern oder auch nur aufzuopfern Nein! Sagen; der natürliche Egoismus rebelliert gegen ein solche Zumutung und auch der vernünftig durchdachte Egoismus, dem das Gebot der Nächstenliebe nur das Produkt der Einsicht ist, daß es mir nützt, wenn ich human mit meinen Nächsten umgehe, aufdaß die dann auch sich mir gegenüber so verhalten. Darum spricht man heuer ja auch selbst in der Kirche lieber von gelebter Solidarität statt von der Nächstenliebe oder gar dem Mitleid. Also, wir können also mit dem hl. Thomas und seinem Votum die Organspende bei der Diagnose des Gehirntodes ablehnen, wie es just wieder Raphael E.Bexten in seinem Artikel: Hirntod (Theologisches 11/12 2004, Sp.561-570 ) darlegt.Denn wenn derTod des Gehirnes diagnostiziert wird, ist noch nicht der ganze Mensch tot, einige Organe leben noch, sodaß der Ganztod erst durch die Entnahme der lebenswichtigen Organe einträte und somit wäre die Einwilligung der Entnahme bei der Diagnose des Gehirntodes eine Einwilligung in ein Sichtötenlassen, um anderen Menschen ihr Leben zu retten. Aber auch der Zweck der Rettung anderer Menschen mache diese moralisch verwerfliche Tat des Sichtötenlassens nicht zu einer moralisch erlaubten. Deshalb darf der Christ nicht seine Organe so zur Transplantation freigeben, auch wenn deshalb andere Menschen sterben müssen. Hier schimmert die Ähnlichkeit durch: das eine mal wird die Ermordung des eigenen Vaters in Kauf genommen, um ja nicht zu lügen, das andere mal wird der Tod anderer Menschen in Kauf genommen, um statt an den Folgen einer Organentnahme an den Folgen des Gehirntodes zu sterben.
Aber was sind die weiteren Folgen dieser These des hl. Thomas? Jesus Christus ließ sich töten-am Kreuze-um das Leben vieler zu retten! Jetzt haben wir ein ernstes Problem. Wir können nämlich jetzt nicht umhin, zu folgern, daß Jesus eine schwere Sünde begann, als er sich zugunsten vieler Menschen töten ließ! Wenn das Sichtötenlassen immer eine schwere Sünde ist, egal um welches Zweckes willen sich jemand töten läßt, dann war Jeu Kreuzgang eine Sünde! Er hätte urteilen müssen: jede Tötung eines Unschuldigen ist eine Sünde. Und deshalb ist auch jedes sich freiwillige Tötenlassen eine Sünde. Da ich unschuldig bin, darf ich mich nicht töten lassen. Der Zweck, daß ich so und nur so die vielen Menschen retten kann von der ewigen Verdammnis, kann eine solche Tat, die ein malum in se ist,nicht rechtfertigen! Zudem kann mein heiliger Vater nicht von mir eine Handlung verlangen, die eine Sünde ist. Also will mein Vater auch nicht, daß ich mein Leben opfere, um das vieler Menschen zu retten. Mein göttlicher Vater kann von mir nicht verlangen, daß ich sündige.

Zwischeneinwand: man könnte einwenden, daß die Tötung des eigenen Kindes auf jeden Fall ein malum in se wäre. Deshalb hätte Abraham sich nie berreit erklären dürfen, seinen Sohn zu opfern-denn schon das, die bloße Bereitschaft wäre schon eine Sünde im Denken und Wollen und Gott hätte nie gebieten dürfen, daß Abraham seinen Sohn zu opfern hätte,weil das eine Aufforderung zu einer Sünde ist und das wäre selbst eine Sünde,Wenn es war wäre, daß jede Tötung eines Unschuldigen eine Sünde ist, dann müßte man unbedingt dem zustimmen: Abraham sündigte schwer, weil er bereit war, seinen Sohn zu töten, und Gott sündigte, weil er eine Sünde befahl. Wenn aber nicht das Töten an sich ein malum in se ist, sondern nur das Morden, dann sieht es ganz anders aus: Gott zu opfern ist und kann keine Sünde sein, weil das Opfern eine Gott wohlgefällige Tat ist. Nur, wenn man aus der Opferhandlung den Zweck wegnimmt und die Beweggründe des Opfernden übersieht, kann einem das Opfer und auch das Lebensopfer als eine Sünde vorkommen. Daß das Opfer aber Gott wohlgefällig ist, das lehrt uns gerade das Kreuz Christi.
Also: alles was die Kirche lehrt über den Kreuztod Christi ist ein grauenhafter Irrtum. Es war und kann kein Sühnopfer gewesen sein, er ist nicht für unsere Sünden gestorben, er war kein Priester und somit kann auch die hl. Eucharistie kein Meßopfer sein und die Priester keine Priester:Summa summarum: die Katholische Kirche ist abzuschaffen, weil das Opfer und das Meßopfer und somit das Priestertum abzuschaffen sind.
Ein kleiner Fehler im Anfang des Denkens und am Ende steht die völlige Nichtung der Katholischen Kirche. Worin besteht denn nun der Anfangsfehler? Einfach in der Eskamotierung der Differenz von Töten und Morden Jedes Morden ist ein malum in se, aber nicht jedes Töten! Damit eine Tötungshandlung als eine Mordtat zu qualifizieren ist, gehört unbedingt dazu, daß die Tötungshandlung aus niederen Beweggründen vollzogen wird. Zur Veranschaulichung: tötet jemand seine Mutter, um an das Erbe zu kommen, ist das ein Mord und wird strafrechtlich als Mordtat bestraft. Tötet jemand seine Mutter aus Mitleid als Tötung auf das Verlangen der Mutter, weil sie die Schmerzen ihrer schweren Erkrankung nicht mehr ertragen will, so ist auch das eine unerlaubte Handlung und wird bestraft-aber nicht als Mord!. Es ist eigentlich einsichtig, daß ein Mensch, der um sich zu bereichern, tötet schwerer sündigt als der, der aus Mitleid jemandem den „Gnadentod“ gewährt, indem er ihn auf Verlangen tötet. Das Strafrecht sieht beides als unerlaubte Handlungen an, aber es unterscheidet sinnvoll zwischen Morden und Töten.
Wer einen Menschen tötet, um viele zu retten, mordet so nicht. Wenn Jesus sich töten ließ, um viele zu retten und weil die vielen nur so zu retten waren, war sein Sichtötenlassen ein Sichopfern, das in Gottes Urteil ein Werk der Liebe zu den Menschen und zu Gott war. Und so urteilt der Heiland selbst: „Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.“ (Joh. 15, 13).

Auch ein großer Theologe kann sich einmal in einem Punkte irren, hier das Vergessen der Unterscheidung von Morden und Töten. Der hl. Thomas zog daraus nicht die an sich notwendigen Konsequenzen, sodaß schlußendlich Jesus wir zum Sünder machen müßten, weil er sich freiwillig töten ließ, um vielen das Leben zu retten. Wir aber können diesen Anfangsfehler nicht unkritisch wiederholen, bloß weil wir als Conservative gern in jedem Punkte dem hl. Thomas Recht geben möchten wider den Modernismus-gerade weil die Folgen dieses Irrtumes so verhängnisvoll sind, auch wenn sie der Lehrer der Kirche selbst nicht zog!        

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