Dienstag, 3. Februar 2015

Der deutsche Islam?



Der deutsche Islam
oder wie uns Sand in die Augen gestreut wird

In der FAZ vom 2.2.2015. konnten wir unter der Überschrift, 5 Thesen für einen deutschen Islam, verfaßt von Mehmet Ata etwas höchst Bedenkenswertes lesen. Es soll deshalb hier ausführlich zitiert und darauf kommentiert werden,


1. Ein deutscher Islam muss deutschsprachig sein.

Das ist noch nicht der Fall, das Deutsche hat sich in den Moscheen bisher nicht durchgesetzt. Meist haben die Älteren in den Gemeinden Angst, dass die Jungen die Sprache ihres Herkunftslandes verlernen. Deshalb findet der Religionsunterricht auf Türkisch oder Arabisch statt, genau wie die Freitagspredigten. Die Folge ist, dass Kinder und Jugendliche den Islam und ihren Alltag als zwei Welten empfinden. Die jungen Leute sind nicht in der Lage, mit ihren nichtmuslimischen Freunden über ihre Religion zu reden: Es fehlt ihnen schlicht das deutsche Vokabular.
2. Der deutsche Islam muss akzeptieren, dass der Islam in Deutschland und Europa eine Minderheitenreligion bleiben wird.
Was heißt das für einen deutschen Islam? Er muss auf Symbole achten. Ein Minarett sollte, wenn es denn überhaupt sein muss, niedriger sein als der Kirchturm in der Nähe. Und die Idee, eine ungenutzte Kirche in eine Moschee zu verwandeln, mag praktisch erscheinen. Sie trägt aber auch zur Angst vor einer Islamisierung bei.
3. Ein deutscher Islam muss die Gedanken der Freiheit und Toleranz in sich tragen.
Europa hat in harten Auseinandersetzungen die Aufklärung durchgemacht, Werte wie Freiheit und Individualismus erkämpft, die Religion ins Private gedrängt. Warum sollten Muslime nicht dieses Erbe antreten? Eine Art Aufklärung im Schnelldurchlauf und ohne Nebenwirkungen? Dazu gehört dann auch, neu zu definieren, was ein Muslim ist. Viele machen das an Riten fest, weniger am Glauben. Doch wer nicht fünfmal am Tag betet, ist deshalb kein Halbmuslim.
4. Die Gemeinden eines deutschen Islam müssen cooler sein als die bisherigen.
Jugendliche lassen sich nur mit Coolness gewinnen. Die radikalen Salafisten haben das verstanden. Unter ihnen sind viele, die nicht die hellsten im Kopf sein mögen, aber Gefahr und Rebellion ausstrahlen. Das kommt bei einigen jungen Muslimen gut an. In den großen muslimischen Gemeinden hingegen ist der Mief der Türkei von vor vierzig Jahren allgegenwärtig. Den Kleinen wird immer und immer wieder beigebracht, ein guter Sohn, eine gute Tochter zu sein. Das will schon ein Dreizehnjähriger nicht mehr hören.
5. Ein deutscher Islam muss die spezifisch deutsche Geschichte mitdenken.
Dazu gehören die Lehren, die aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust gezogen wurden. Es gibt viele Muslime in Deutschland, die das nicht als ihre eigene Geschichte begreifen. Ihre Väter und Großväter haben nicht Hitler zugejubelt und keine Juden vergast. Das stimmt, man kann nicht ohne weiteres dieselbe persönliche Betroffenheit erwarten wie bei Deutsch-Deutschen. Dennoch kommen auch Muslime als Deutsche nicht daran vorbei, sich der Geschichte dieses Landes zu stellen. Sie haben sogar doppelt Grund, sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen. Als Deutsche und als Einwanderer aus muslimischen Ländern. Das nationalsozialistische Deutschland bemühte sich, den Antisemitismus in muslimischen Ländern zu stärken. Mit Erfolg. Der Antisemitismus junger Migranten, wie er im Sommer auf Demonstrationen in Berlin und anderen Städten beobachtet werden konnte, ist zum Teil ein Reimport.
Unter Muslimen herrscht eine Scheu, über einen deutschen Islam zu diskutieren. Da ist die Angst, Islamfeinden in die Hände zu spielen - die Angst einer religiösen Minderheit vor weiterer Ausgrenzung. Viele Muslime fühlen sich einem Generalverdacht ausgesetzt. Und finden, dass ihre Bemühungen um Integration und Dialog nicht genug wertgeschätzt werden. Tatsächlich sind wir weit von französischen Verhältnissen entfernt. Das auszusprechen kann ein Anfang sein.
Als erstes fällt der Imperativ: „muss“ auf. Mit welcher Autorität spricht hier der Autor wen an? „Du mußt, sage ich dir.“ Er kann nur den Leser, die Leserschaft der FAZ ansprechen. Nur sie ließt ihn. Wir dürfen davon ausgehen, daß die allerwenigsten Leser dieser Zeitung Moslems sind und schon gar keine, die in der islamischen Religion beheimatet sind. Appelliert er dann an ein Subjekt, das er mit diesem Appell gar nicht erreichen kann? Warum publiziert er dann diesen Appell in der FAZ? Es gibt darauf nur eine Antwort: er schreibt diesen Appell für die deutschen nichtislamischen Leser.Es sind somit politisch korrekt sozialisierte Leser (schließlich ist die FAZ ja selber ein Flaggschiff der politischen Korrektheit) -aber Leser, die eventuell durch die Vorfälle der letzten Zeit irritiert sind. An sie wendet er sich mit der These, daß es einen deutschen Islam geben wird, daß moderate Mohamedaner dabei sind, ihn zu kreieren und daß der deutsche Michel so unbesorgt weiter schlafen kann.
Die 5. These verdient so unsere besondere Aufmerksamkeit. Was zu Zeiten des Urchristentumes und in den Zeiten der Christenverfolgung der offizielle Kaiserkult als die öffentliche Religion war, der sich alle anderen Religionen als Privatreligion zu unterwerfen hatten, damit sie als Privatreligion toleriert werden, ist in unserer Zeit die Holocaustreligion. Der deutsche Islam habe diesen Primat der Holocaustreligion anzuerkennen. Damit stellt er sich den anderen in Deutschland öffentlich anerkannten Religionen und Konfessionskirchen gleich. Uns wird somit ein Islam vor Augen gemalt, der sich wie das offizielle Christentum der öffentlichen Religion unterwirft und somit auch eine anerkannte Religion in Deutschland sein kann. Das leuchtet jedem politisch Korrektem ad hoc ein, erkennt doch auch er diesen Primat an. Warum müssen sie den Primat der Holocaustreligion anerkennen? Als erstes wird die Kollektivschuldthese angedeutet: der Deutsche ist schuld am Holocaust ob seines Antisemitismuses. Es wäre sozusagen ein spezifisch deutscher, ein eliminatorischer. Aber warum wird nun ein Türke , der sich einen deutschen Paß geben läßt und somit ein deutscher Staatsbürger ist, ein Deutscher im Sinne der Kollektivschuldlehre? Wird hier der ethnische Begriff des Deutschen mit dem staatsbürgerlichen Begriff des Deutschen nicht unzuverlässig verwechselt? Den die Kollektivschuldthese rekurriert ja auf den Nationalcharakter der Deutschen, der sich im Holocaust als der Deutschen Tat schlechthin offenbart hat. An diesen Nationalcharakter bekommt ein Nichtdeutscher aber keinen Anteil, bloß weil er im staatsrechtlichen Sinne Deutscher wird.
Dem Autoren scheint so die Holocaustreligion sozusagen als Teil deutscher Staatsraison vorzuschweben: es gehöre zu den Pflichten jedes deutschen Staatsbürgers,den Primat der Holocaustreligion zu bejahen und seine Religion als Privatreligion zu betrachten. Der Verfasser lobt ja ausdrücklich die Zurückdrängung der christlichen Religion in die Privatsphäre. Aber das reicht ihm noch nicht. So stellt er die steile These auf, daß der in der arabischen Welt und auch in der islamischen Welt virulente Antisemitismus ja nur ein Export aus deutschen Landen sei, den Islamisten nun nach Deutschland reimportieren. Dahinter steht die schlichte Meinung, daß der Antisemitismus eine Erfindung von uns Deutschen sei. (Wenn wir Paulus im 1.Thessalonicher Brief aus dem in der Antike verbreiteten Antisemitismus zitieren sehen: Die Juden mißfallen Gott und sind Feind aller Menschen (2,15b), dann dürfen wir als politisch Korrekte gewiß sein, daß dieser Antisemitismus auf germanische Einwanderer zurückzuführen ist, den ersten deutschen Nazis.) Ein so politisch korrekt domestizierte Religion wäre so keine Gefahr für unsere Multikultigesellschaft.
Die 4. These ist nun sehr interessant: es wird sozusagen vorgeschlagen, daß die islamischen Gemeinden für Jugendliche attraktiver werden sollen, damit sie sich nicht radikalisieren. Implizit heißt das, daß eine Stärkung des Islam in Deutschland eine Radicalisierung verhindern würde. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen zum Verhältnis von Religion und Gewaltbereitschaft wissen wir, daß als Faustregel gelten kann: je mehr sich Jugendliche mit der christlichen Religion identifizieren, desto weniger bejahen sie Gewalt als Mittel zur Lösung von Problemen, während es im Islam umgekehrt ist: je frömmer, desto gewaltbereiter. Aber davon will der Autor nichts wissen. Er sieht die in Deutschland wachsenden islamischen Gemeinden, daß gerade unter Jugendlichen das Interesse zunimmt und sagt deshalb den besorgten Lesern der FAZ: gerade das soll euch beruhigen, denn hier wächst ein gemäßigter Islam heran, ein politisch korrekter. Faktisch wird es umgekehrt sein: je größer die Anhängerzahl einer Religion, desto größer wird auch die „Kerngemeinde“ der radicalen Nachfolger, umgeben von der Masse der lau gestimmten Gläubigen. Was im Christentum die Gestalt der radicalen Nachfolge des Mönchstumes ist, das ist eben im Islam die Gestalt des militanten Gotteskriegers! Jede Religion hat einen heißen Glutkern radical gelebter Religion und einen Mantel gemäßigt praktizierter Religion, wobei der Glutkern wächst, wenn der Mantel wächst. Der domestizierte Islamuntericht wäre dann der Durchlauferhitzer und die Zwischenstufe zur radical-militant gelebten Religion. Aber genau dieser Mantel gemäßigt gelebter Religion soll nun der Schutzmantel vor der militant gelebten Religion sein! Eine brillante Verdrehung der Wirklichkeit!
Die dritte These, daß der deutsche Islam die Werte der Freiheit und Toleranz in sich tragen soll, meint an die Leserschaft der FAZ appelliert, den politisch Korrekten, daß er die Freiheit des Islam zu bejahen und daß er den Islam zu tolerieren habe. Daß dem Islam diese Werte Fremdwörter sind, braucht man nicht nachzuweisen: überall, wo diese Religion die Macht innehat, demonstriert er, daß er nur die Freiheit zum Islam toleriert. Aber, wo der Islam noch nicht die Macht innehat, da redet er lauthals von Toleranz und Freiheit. Auch Kommunisten verlangen überall Toleranz und Freiheit für Andersdenkende, genau da, wo sie nicht selbst an der Macht sind.
Die 2. These soll nun die politisch Korrekten beruhigen: der Islam wird eine Minderheitenreligion in Deutschland und Europa bleiben und will es auch so. Warum sollte sich der Islam mit einem Minderheitenstatus zufrieden geben, wenn er die volle Gleichberechtigung erlangen kann und warum soll er sich mit dem Status einer gleichberechtigten Religion zufrieden geben, wenn er die dominierende Religion werden kann? Es gibt keinerlei Gründe für eine solche Selbstbeschränkung des Islam in Deutschland und in Europa. Trotz des offenkundigen Problemes der Fragwürdigkeit der Verallgemeinbarkeit von Privaterlebnissen: als ich in München lebte und einmal wieder mit einem fast leeren Portemonaie durch die Stadt bummelte, stieß ich auf ein Schild, ein Niedrigstpreis für einen Haarschnitt anzeigend. Aber ich kam nicht in den Genuß eines Haarschnittes zum Sparpreis: „Nix deutsch-nix...nix schneiden...“ Mehrere jüngere Türken schnitten da Türken die Haare, aber nix deutsch. Schaute man sich dann die nähere Umgebung an, erblickte man ein türkisches Ghetto in nascendi. Alles gab es da schon türkisch: von der Bank über das Gemüsegeschäft, dem Imbiß bis zum Cafe und hier kauften und verkauften auch nur Türken. Abstrakter formuliert: je größer eine Auslandsgemeinde wird, desto mehr nimmt die Bereitschaft zur Annäherung und Inkulturation in das Gastland ab. Es entsteht eine Ghettokultur, in sich abgeschlossen, die gerade ihren Gliedern ein großes Maß an Beheimatung gewährt, weil und nur weil sie sich von dem Fremden außerhalb abgrenzt. Das Ideal des amerikanischen „Schmelztiegels“, daß in den Staaten die Menschen, aus aller Welt kommend, hier zu einer amerikanischen Kultur zusammengeschweißt werden, ist ja längst als Utopie ad acta gelegt worden und ersetzt worden durch das Ideal der multikulturellen Gesellschaft, daß jede Ethnie in der US-Gesellschaft ihre Kultur bewahrt und daß das Gemeinsame sich auf ökönomische Beziehungen reduziert, auf den freien Markt mit seinen Gesetzen. Für den deutschen Islam heißt dies gerade, daß er für eine Ghettokultur geradezu prädestiniert ist, indem nun die ethnische Differenz durch die religiöse potenziert wird und so ein Sichbeheimaten in der Fremde ermöglicht, aber gerade, weil das Fremde ausgesperrt wird. Und diese islamischen Ghettos wachsen. Sie entwickeln sich zu Parallelgesellschaften in der einen Gesellschaft unter dem Tarnmantel der Ideologie der bunten vielfarbigen Gesellschaft. Denn die ist gerade vielfarbig, weil sie Einheitsfarben in Ghettos zuläßt und ihre Vielfalt dann aus der Pluralität der Ghetokulturen sich speist.
Nur unverbesserliche Optimisten glauben dann an eine ewig währende Multikultigesellschaft, ohne daß eine der Kulturen die Machtfrage stellen wird: wer ist hier gleicher als die anderen. Und es gibt keine Garantie dafür, daß der Sieger nicht der Islam sein wird. Aber der FAZ-Autor sieht das ganz anders. Wie eine Beschwörungsformel ruft er aus: Der Islam bleibt in Deutschland eine Minderheitenreligion! Warum? Der deutsche Michel soll es einfach glauben und weiter schlafen. Und zu Tarnzwecken, damit der Michel nicht sieht, wie stark der Islam wächst, will man die Moscheen immer ein wenig kleiner bauen als die christlichen Kirchen, damit die nicht sich beunruhigen. Und deutsch will man gar-nach der 1. These in den Moscheen sprechen: seht, wir haben nichts zu verheimlichen! Dabei widerspricht das nun wirklich dem elementarsten Empfinden jeder praktizierten und gelebten Religion: zum Kult gehört eine Kultsprache-für das Christentum das Lateinische. Die de facto Abschaffung dieser Kultsprache in der Katholischen Kirche nach dem Reformkonzil hat ja dem religiösen Leben sehr geschadet. Warum sollte der Islam in Deutschland diesen Fehler der Katholischen Kirche kopieren? Aber auch hier gilt es zu beachten: der Adressat sind nicht islamische Reformkräfte- sondern politisch korrekte FAZ-Leser, denen der Autor schreibt, wie sie den Islam in Deutschland sehen sollen, damit sie weiter ruhig schlafen können! Er hat nichts zu verbergen, er redet deutsch.Unsere Biedermänner sind sozusagen aufgeschreckt und nun verkündet dieser Prophet der politischen Korrektheit: alles in Ordnung. Das Brennholz, was da deine Gäste in dein Haus hineintragen und das Brennöl-sie bereiten nur ihre Heizung für den kommenden Winter vor! Nur Rassisten und Neonazis schreien da: „Brandstifter“. Und die Zukunft für das Christentum in Deutschland? Es kann nicht mit 100 prozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden, daß es uns Christen in Deutschland ergehen wird wie den Christen jetzt in der Türkei.





 

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