Mittwoch, 4. März 2015

Angriff auf das Christentum-das ist ja abergläubisch!

Aberglaube und Christentum-abergläubisches Christentum?

Spontan geurteilt: das „und“ ist hier fehl am Platze, ja geradezu deplatziert, es müßte vielmehr „oder“ heißen! Aber was ist denn das, was da in Antithese zum Christentum als „Aberglaube erscheint? Meint es etwas mit der christlichen Religion Unvereinbares? Oder etwas Vorchristliches/ Heidnisches oder einfach nur etwas mit der Aufklärung Nichtkompatibles? Alle drei Verständnisse von „Aberglauben“ werden heuer oft völlig vermengelt benutzt-einfach zur Dysqualifikation von etwas. Aber auch zu recht?
Machen wir es uns heuer mal etwas komplizierter und wenden uns dem Begriff des „abergläubischen Christentums“ zu! Eine Erzählung: Ein Mann, in tiefster Sorge um sein Schicksal, wie geht es mit mir weiter, besucht eine Frau, die im Rufe steht, Tote herbeizubeschwören, um sie dann auch über Zukünftiges befragen zu können, als wüßten Verstorbene mehr als die Lebenden. Das ist offensichtlich schlimmster Aberglaube, schwarzer Spiritualismus und wahrscheinlich auch eine kluge Geschäftsidee, schnell mal ne Mark sich zu verdienen. Man braucht keine Sektenbeauftragten der Kirche noch den Verbraucherschutz zu konsultieren, um sich den Rat zu geben: hier wirst du nur um dein Geld betrogen werden. Abergläubisch ist nämlich die Vorstellung, a)daß Tote wieder erscheinen könnten, b) daß, wenn sie erschienen, sie uns Zukünftiges voraussagen könnten und c) zuvörderst, daß Menschen die Fähigkeit hätten, Tote zu beschwören!
Die Fortsetzung der Geschichte müßte also enden mit einem aufklärerischen Ende: ein gescheiterter Betrug-oder: wie abergläubisch sind doch Menschen! Aber, was nun? Diese Geschichte steht nicht unter Skurilitäten in der Tagesspresse oder im Internet-sondern in der Bibel! Und es ist auch ein uns sehr Bekannter, der da eine Totenbeschwörerin befragt: der König Saul selbst! Nachzulesen: 1.Samuel 28, 3-25. Und das allerpeinlichste! Die Totenbeschwörerin hat Erfolg: der verstorbene Prophet Samuel erschien und er sagte dem König Saul, wie es um ihn vor Gott stehe und der Totengeist sagte dem König auch die Zukunft voraus: seinen Tod! Das dürfte eigentlich nicht in der Bibel stehen, aber es steht da.
Von dieser Frau sagt die Bibel: „eine Frau, die über einen Totengeist Gewalt hat! (28,7) Ist das nun Aberglaube oder eine biblische Wahrheit?
An dieser einfachen Frage entscheidet sich unser Verhältnis zur hl. Schrift! Sagen wir Ja, das ist reinster Aberglaube, erheben wir unser Verständnis von dem, was „Aberglaube“ ist zum Zensurmaßstab über die Wahrheit der Bibel: war sind nur die Aussagen der biblischen Texte, die diesem Zensurmaßstab gerecht werden. Es kann keine Frau geben, die einen Totengeist beschwören kann, der dann auch wirklich erscheint und der dann dem König gar seine Zukunft voraussagen kann! Nur, woher weiß das aufgeklärte Wissen, daß es das nicht geben kann?
Was machen wir da mit Shakespeares Hamlet, die dramatische Szene, in der der ermordete Vater seinem Sohn erscheint und ihm offenbart, daß er nicht eines natürlichen Todes gestorben ist sondern ermordet wurde? Das wäre nur Literatur, eine rein fiktive Erzählung- und ist dann die Bibelgeschichte auch nur eine rein fiktive Erzählung? Oder machen wir es uns hier als Aufgeklärte nicht doch zu einfach? Erstmal sollte es doch für uns Christen einen Unterschied geben zwischen einem heiligen Text und einem säkular literarischen Text und zudem beweist der literarische Charakter eines Textes ja auch noch nichts gegen seine Wahrheit. Bloß weil das in einem Theaterstück steht, muß es nicht heißen, daß es unwahr ist!
Wir verurteilen etwas als unwahr, weil wir uns nicht vorstellen können, daß dies etwas möglich sein kann. Voraussetzung dafür, daß etwas als ein reales Ereignis gelten kann, ist, daß es zu der Menge der möglichen Ereignisse zählt. Ein unmögliches Ereignis kann so nie ein mögliches werden und eine Totenbefragung ist ein -offenkundig-unmögliches Geschehen. Wie bestimmt sich aber, was für Ereignisse unmöglich sind, sodaß ein Bericht davon, das hat sich ereignet, als unwahr gelten muß! Jetzt könnten wir sagen: was eine abergläubische Vorstellung ist! Eine der unhinterfragten Präsumptionen ist, daß es keinen Gott, oder Engel, (sagen wir einfach: daß es keine übernatürliche Kräfte gibt), die in das Weltgeschehen eingreifen können und eingreifen. Demzugfolge gilt: als mögliches Ereignis kann nur ein solches Ereignis gelten, daß auf weltimmanente Ursachen zurückführbar ist. Einen Toten zu einer Interrogation herbeirufen zu können und von dem so Erscheinenden dann gar Informationen über Zukünftiges bekommen zu können, ist keine auf natürliche Ursachen und Potenzen zurückführbare Vorstellung! Und dem kann man wohl zustimmen! Aber wer sagt denn, daß alle Ereignisse in Raum und Zeit, in der Geschichte der Menschen auf rein weltimmanente Ursachen zu reduzieren seien? Wie erklärt sich denn dann das Ereignis, daß sich in jeder Katholischen Meßfeier ereignet? Daß der Priester die Konsekrationsworte über Brot und Wein spricht und sich Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi verwandeln? Die Lehre vom Sakrament der Priesterweihe gibt uns darüber eine klare Auskunft: Gott verleiht durch dies Sakrament dem Weihekandidaten die Vollmacht zur Transsubstantion! Nicht Gott wandelt in der Messe Brot und Wein, sondern der Priester wandelt kraft seiner ihm von Gott durch das Sakrament verliehenen Vollmacht. In jeder hl.Messe ereignet sich also etwas, was nur erklärbar ist durch die Annahme einer übernatürlichen Kraft, durch die der Priester dieses Wandlung wirkt! Und damit die Wandlung sich ereignet, müssen auch die Konsekrsationsworte des gesprochen werden-über Brot und Wein. (Darum sprach der Priester sie auch in lateinischer Sprache nicht hörbar für die Gemeine, denn der Priester verkündigt hier nicht-dem Volke-sondern er konsekriert Brot und Wein, indem er sie „anspricht“) Das hier ein Wunder sich ereignet, das ist der Skandalon und daß es durch einen eigens dazu befähigten Menschen gewschieht, das noch größere Wunder.
Ist das nun purer Aberglaube? Wenn Gott Männer dazu befähigen kann, Brot und Wein in das Fleisch und Blut Jesu Christi zu verwandeln, warum soll Gott dann nicht auch Frauen dazu befähigen, Tote beschwören zu können? (Eigentlich könnten sich hier doch Feministin freuen, daß auch Frauen mit übernatürlichen Begabungen von Gott her talentiert werden.) Oder sollte es im letzteren Falle moralische Bedenken geben, daß Gott eine Befähigung zu einem Tun, das in Gottes Augen eine Sünde ist, nicht Menschen geben könnte? Aber Gott gab auch Adam und Eva mit dem freien Willen die Befähigung zum Sündigen. Nur, jetzt könnte und müßte auch erwidert werden: Gott gab den freien Willen, damit der Mensch gute Werke verdienstvoll wirken könne und das verlangt, daß er auch dem freien Willen die Befähigung zum Sündigen dazugab, denn nur, wenn der Mensch auch sündigen kann, kann er auch gute Werke wirken. Also ist der freie Wille um des guten Zweckes willen gegeben, aber damit er dem guten Zwecke auch dienen kann, muß der freie Wille auch immer das Vermögen zum Nichtguten sein. Nur, die Befähigung zur Totenbefragung wäre ja per se immer etwas Böses und Unerlaubtes, sodaß Gott so eine übernatürliche Talentierung gegeben hätte, die nur zum Bösen dienen könne und das wäre moralisch nicht vorstellbar. Oder könnten wir es auch anders sehen: Gott gab seinen Propheten den Auftrag und auch die Befähigung dazu, Zukünftiges vorauszusagen und er wollte, daß die Menschen auf sie hören-damit dieser Gehorsam ein wirklich verdienstlicher ist, setzt Gott die negative Möglichkeit, daß Menschen bei Totenbeschwörerin statt bei den Propheten nach der Zukunft fragen. Und ihr Ungehorsam ist dann der, daß sie statt zu den Propheten zu den Beschwörerin gehen und damit der Ungehorsam möglich ist, gibt er auch Frauen die Möglichkeit zur Beschwörung von Toten. Sauls Elend beginnt ja damit, daß er den Herrn befragte, aber Gott ihm nicht mehr antwortete. „Da befragte Saul den Herrn, aber der Herr gab ihm keine Antwort, weder durch Träume, noch durch die Losorakel noch durch die Propheten“ (28, 6). Man beachte hier-hier gilt es genau und aufmerksam zu lesen: durch Tröume, Losorakel oder durch Propheten gibt Gott Auskunft! Das ist hier nicht als eine abergläubische Praxis gemeint. Nur, weil Gott durch sie nicht dem König antwortet, wendet er sich zur verbotenen Befragungspraxis zu! Um es ganz grobschlächtig auszudrücken: ein Ehemann kann des Nachts zu seiner Ehefrau oder in ein Bordell gehen und bei beiden kann er eine sexuelle Befriedigung erleben, aber ihm ist moralisch nur die im Ehebett erlaubt. Und so ist es auch mit den Propheten und ihren erlaubten Mitteln (Los und Träume) und den unerlaubten, den Totenbeschwörerin! Beides sind mögliche Wege, aber der eine ist religiös erlaubt und der andere nicht.
Gehören so Praktiken in die christliche Religion, die wir Modernen als abergläubig abzuqwualifizieren, gewohnt sind? Im Prinzip muß das bejaht werden. Das Wunder der Transsubstabtion ist kein weltimmanent erklärbares Ereignis, genauso wenig wie das, daß eine Totenbeschwörerin den Propheten Samuel herbeibeschwören konnte.
In der Katholischen Religionspraxis gibt es nun weitere „Ereignisse“ die vom modernen Standpunkt aus als „abergläubisch“ erscheinen müssen-und wenn man es genau nimmt, fallen darunter alle sieben Sakramente, alle Sakramentalien und die Reliquienverehrung. Und ganz liberale Modernisten urteilen gar, daß die Vorstellung, daß Gott Gebete erhören könne, auch abergläubisch sei!
Wem das zu abstruß vorkommt, der möge sich doch bitte folgende Geschichte vorerzählen lassen: eine schwer erkrankte Frau, von Ärzten als unheilbár diagnostiziert, erfährt, daß es einen Menschen gäbe, der so viel Heilkraft in sich trüge, daß es ausreiche, seine Kleider zu berühren, und sie würde geheilt. Wenn das kein Aberglaube ist, was dann? Nur, diese Geschichte steht im Neuen Testament und ist uns allen wohl bekannt als die Geschichte von der Heilung der blutflüssigen Frau!
Der christliche Glaube habe nichts Abergläubisches in sich, ist so eine sehr gefährliche Aussage, wenn sie dazu führt, daß nun viele Aussagen der Bibel und wesentliche Praktiken der christlichen Religion, weil sie dem aufgeklärten Urteile nach abergläubisch sind, aus der Religion entfernt werden. Aber genau das ist die Tendenz der modernen Theologie. Um ja dem aufklärerischen Auge keine Angriffsfläche zu bieten, will man all das „Abergläubische eskamotieren! Man denke hier nur an den Versuch, die katholische Lehre von der Trabssubstantion durch die der Transsignigfgikation zu ersetzen, um so dem modernen Menschen keinen Anstoß mehr zu erwecken. Die neue-von der Kirche als häretisch verurteilte Lehre meinte, daß Brot und Wein Brot und Wein blieben, nur ihre Bedeutung ändere sich-so wie ein buntes Tuch, durch einen Staatssakt zur Nationalfahne solenn erklärt, weiter ein buntes Tuch bleibt, aber jetzt als Nationalfahne eine völlig andere Bedeutung bekommt! Aber dieser Bedeutungswechsel kann eben ganz weltimmanent-natürlich sich ereignen-ohne ein übernatürliches Einwirken! Das Anstößige dabei ist ja, daß Übernatürliches durch Natürliches gewirkt wird: das Taufwasser wirkt und bewirkt etwas! Das Essen von konsekriertem Brot und Wein bewirkt etwas-Übernatürliches- Sündenvergebung und ewiges Leben. Es wäre nun ein Leichtes, dies spiritualistisch auszudünnen: daß es eine Parallelaktion gäbe-etwas Natürliches wird getan, Brot gegessen und Wein getrunken, aber Gott wirke dann parallel dazu, daß der Brot und Wein Zusichnehmende innerlich durch den hl, Geist genährt würde-die typisch reformierte Konzeption (auf Calvin zurückgehend).Aber die Katholische Kirche besteht darauf-und wird damit dem Wesen der Religion gerecht-daß Gott durch Natürliches (Sakramente , Sakramentalien und Reliquien) Übernatürliches wirkt-und das ist der Aufklärung eine rein abergläubische Vorstellung. So will der große Aufklärer Kant ja all solche Vorstellungen und Praktiken aus dem vernünftig umzuformenden Christentum ausscheiden!
Gibt es denn nun nicht auch mit dem Christentum unvereinbare abergläubische Vorstellungen und Praktiken? Sicher gibt es die! Daß Freitag der 13, ein Unglückstag sein soll usw...aber in der jetzigen Kampfsituation, in der das Christentum in der Defensive sich befindend permanent angegriffen wird, ist es eine wichtige Aufgabe, gerade die Teile der Religion vor dem Angriff zu schützen, die unter der Parole, das sei doch abergläubisch, angegriffen werden.

Und dafür ist es unpraktikabel, unreflktiert Ja zum Nein zu jedem Aberglauben zu sagen: man schösse damit Eigentore! Stattdessen sollten wir es lieber mit Shakespeare halten, daß zwischen Himmel und Erde mehr möglich ist, als unsere aufgeklärten Schulbücher wissen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen