Sonntag, 28. Juni 2015

Unzeitgemäßes- der Mammon, unser Gott

Es ist für uns moderne Menschen das Allerselbstverständlichste. Ich reise, überallhin, wo hin ich mag, wenn mein Geldbeutel und der Stand meines Kontos das erlaubt. Alles ist da für mich käuflich. Einst war man Gast, wurde eingeladen und genoß die gewährte Gastfreundschaft. Jetzt steht mir die ganze Welt offen. Nur genug Geld brauche ich zu zahlen und bekomme Alles. Der freundliche Service ist genauso erkaufbar wie die die Liebe der einheimischen Frauen- und die Kultur wird- alles inklusive auch wohlfeil angeboten.
Mein Geld öffnet mir alle Türen. Sind das nicht fast schon Allmachtsphantasien? Nein, das allmächtige Geld, meine Kaufpotenz macht Gott eigentlich überflüssig. Arme und Reiche sterben, aber die Armen halt früher und weniger versorgt. Könnte man wirklich sagen, daß das Geld unser Gott geworden ist? (Karl Marx urteilte über das zeitgenössische Judentum so, daß ihr Gott der Mammon sei in seiner Schrift zur Judenemanzipation- sie fällt so judenkritisch aus, daß sie wohl nicht mehr zitierbar ist!)  
Daß die ganze Welt uns nur noch ein einziges Warenlager ist, wo uns alles als Erkaufbares präsentiert wird, das ist das Wesen der vollkommen globalisierten Welt. Wenn alles Erstrebenswerte faktisch kaufbar ist, dann wird das Geld, und nicht mehr Gottes Gnade zum wichtigsten für den modernen Menschen. (Amerikanische Evangelikale haben das erfaßt, indem sie Geld und Gnade Gottes aufs engste zusammendenken. Daß du viel Geld hast und reich bist, das ist Gottes Gnade, die Gott den Seinen, den Erwählten gewährt, weil er sie liebt!) 
Und wenn man nun sagt, daß es doch gerade Dinge gäbe, die nicht kaufbar seien, und das wären die wahren Güter für ein gelingenes Leben, wie etwa Gesundheit,Liebe und Freundschaft, dann muß man sich auch hier eines besseren belehren lassen. Gesundheit ist eben auch abhängig von meiner Finanzkraft, und es gilt nun eben auch, daß Menschen mit gefülltem Geldbeutel eher Freunde und Liebe finden als Arme- nicht im plumpen Sinne einer Käuflichkeit, aber doch so, daß der Liebe die Liebenswürdigkeit und der Freundschaft die Freundschaftswürdigkeit vorausgeht und für diese beiden Würdigkeiten ist die Ausstattung mit Geld und Besitz nicht unmaßgebend. Nur Romantiker sehen das nicht so, und glauben an Millionäre, die Bettlerin ehelichen und erfolgreiche Jungunternehmerin, die einen Mann mit Hartz 4 zum Traualtar führen. 
Die ganze Welt, das ist in der Postmoderne, der globalisierten Welt nur noch ein Raum, um Geschäfte zu machen, um zu verkaufen und zu kaufen. 
Einst gab es die Differenz von Heimat und Fremde noch- jetzt ist alles kaufbar. Und so ziehen die postmodernen Nomaden. nicht mehr von Weideplatz zu Weideplatz, sondern von Arbeitsmarkt zu Arbeitsmarkt,um ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Ist es wirklich denkbar, das Geld als unseren wahren Gott zu bezeichnen, dem wir alle Tag und Nacht dienen im Ringen um den Gelderwerb und dem Ausgeben des Geldes?          
     

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen