Mittwoch, 22. Juli 2015

"Die Kirche ist nicht mehr zu retten"

Die katholische Kirche befinde sich in Deutschland in einer Situation, in der sie nur verlieren könne, schreibt ein atheistischer Kommentator angesichts der hohen Austrittszahlen für 2014.
Berlin (kath.net/jg)
„Die Kirche ist nicht mehr zu retten“ überschreibt Florian Chefai seinen Kommentar zur stark gestiegenen Zahl der Kirchenaustritte 2014 auf der Internetseite des Humanistischen Pressedienstes, welcher unter anderem der Giordano Bruno Stiftung und dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten nahesteht."

Unter obiger Überschrift konnte man es in Kath net am 22.7. 2015 schwarz auf weiß lesen. Der Humanist erteilt in seinem Kommentar zu den gestiegenen Austrittszahlen dem liberalkatholischen Reformprogramm eine klare Absage. Wenn die Kirch nur noch das sagt, was die Welt auch sagt und bietet, auch wenn es dann ein wenig religiös ummantelt wird, dann macht sie sich einfach überflüssig. Bleibt sie aber ihrer eigenen Botschaft treu, dann muß sie feststellen, daß sie damit die Menschen der Gegenwart nicht mehr erreichen kann. Die christliche Religion paßt eben nicht mehr ins 21. Jahrhundert.Sicherlich ist diese Diagnose vom Wunschdenken eines atheistischen  Humanismus geprägt- aber sie enthält doch etwas Wahres. Das einfache Konzept, die Kirche bräuchte sich nur einzupassen in die Welt und dann erreicht sie auch wieder die Menschen, ist ein schlichter Irrtum. Und die EKD zeigt ja überdeutlich, daß die Strategie der Verweltlichung keine Früchte trägt. Aus der EKD treten noch mehr aus, als aus der Katholischen Kirche,obwohl die keinen Zölibat kennt, die Moral der Welt in sich vollständig rezipiert  und die christliche außer Kraft gesetzt hat und so schön demokratisch ist...All das, wovon Katholische Kirchenreformer träumen, ist da schon längst realisiert- aber ohne jeden Erfolg!
Wenn die Kirche einfach conservativ bei ihrer Lehre bliebe und sie lebte und auch lehrte, dann kämen aber die Menschen wieder zu ihr oder blieben in ihr, für diesen conservativen Optimismus gibt es aber leider auch keinen Anhaltspunkt in der Realität. So gibt es wirklich viele gute theologische Argumente dafür, daß die Reform der Messe den Gottesdienst der Kirche verunklart und verdunkelt hat in ihrer Tendenz zum Anthropozentrismus,aber das die Schönheit der Alten Messe dann die Menschen wieder retour führen würde zur Wahrheit des Katholischen Glaubens, das erscheint auch nur ein Produkt reinen Wunschdenkens zu sein.
Vielleicht sollten wir Katholiken uns angesichts dieser Lage an preußische Tugenden halten, etwa im Sinne von: die Kirche hat auf Erden ihre Pflicht zu erfüllen- das ist unser von Gott uns gegebener Beruf. Es ist uns nicht verheißen, daß wir innerweltlich geurteilt damit Erfolg haben werden, daß die Kirchen immer mehr wachsen werden und der Glaube zunehmen wird- sondern wir haben das zu tun, was unser Beruf ist. Nur, kaum, daß diese Zeilen niedergeschrieben sind, evozieren sie den Einwand, daß die Kirche sich nicht in einer Wagenburgmentalität zurückziehen dürfe, sondern daß sie die Wahrheit unters  Volk zu bringen habe. "Geht hinaus in die Welt..."dazu beruft uns der Herr der Kirche- nur daß das heuer viele als Aufruf zur Verweltlichung der Kirche und ihrer Botschaft ansehen, weil nur eine sich verweltlicht habende Kirche moderne Menschen erreichen könne. Aber sie erreicht so nur noch den Weltmenschen, indem sie ihn spiegelt: wir denken und empfinden so wie du! Und wäre man ehrlich, fügte man dann noch hinzu: "Wir haben dir nichts zu sagen, außer dem, das du dir auch selber als Weltmensch sagen könntest!"Und das, was wir dir eigentlich zu sagen hätten, das muten wir dir erst gar nicht zu, weil wir davon ausgehen müssen, daß du es nicht hören willst, geschweige denn, daß du bereit wärest, das als Wahrheit zu glauben. 
Schwere Zeiten kommen auf die Kirche zu, angesichts der Stärke der äußeren Feinde und der inneren Schwäche der Kirche selbst. Wer denkt da nicht an Heideggers berühmten Ausspruch, daß nur ein Gott uns noch retten könnte!   
        
Aber die atheistischen Humanisten könnten sich auch sehr irren, daß nämlich ihr atheistischer Humanismus gleich einem unehelichen Kinde doch nur aus den Quellen der christlichen Religion lebt, die er zugleich bekämpft. Denn der tiefste Grund des Humanismus ist selbst die christliche Religion in dem Glauben, daß Gott selbst Mensch geworden ist. Wenn aber wir Menschen uns nur noch als höher entwickelte Säugetiere ansehen, wie soll da sich der Humanismus bewahren und nicht nihilistisch sich auflösen. Marquise de Sade wird gerade von Humanisten nicht wahr genommen, weil dieser Aufklärer mit der ihm eigenen Radicalität mit dem Tode Gottes auch das Stiefkind der christlichen Religion beerdigt und ein ganz neues Menschsein verkündet- den Menschen, der nur noch ein Ziel kennt: so viel Lustgewinn wie möglich ohne eine Rücksicht auf den Mitmenschen!


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