Samstag, 18. Juli 2015

Die Menschen laufen der Kirche davon!

Kath net berichtet seriöser:
"München (kath.net/pm)
[...]Nach 178.805 Personen im Jahr 2013 haben 2014 über 217.716 Menschen die Kirche verlassen. Das ist ein Anstieg um etwa 20 Prozent. Der Gottesdienstbesuch ist mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 10,9 Prozent angestiegen. Die Gesamtzahl der Priester liegt bei 12.219 (2013 12.336). Die Zahl der Pastoralreferenten ist auf 3.171 (2013: 3.140) ebenso wie die Zahl der Gemeindereferenten auf 4.526 (2013: 4.470) leicht gestiegen. Kardinal Reinhard Marx meinte dazu in einer Presseaussendung: "Die heute veröffentlichte Statistik zeigt, dass Kirche vielgestaltig ist und eine missionarische Kraft hat, auch wenn uns die hohe Zahl von Kirchenaustritten schmerzlich bewusst macht, dass wir Menschen mit unserer Botschaft nicht erreichen." 

Für das so durch und durch katholische Bayern werden über 50.000 Kirchenaustritte gemeldet, mit dem Spitzenreiter München-Freising mit allein über 20.000. Die Schadenfreude über diese Austrittsentwicklung ist in den Massenmedien kaum überhörbar. Noch interessanter, weil in ihrer Einfältigkeit fast schon wieder originell wird dann gefordert, daß die Kirche sich mehr als bisher dem Zeitgeist (der Postmoderne) einzupassen habe. Als Alternative muß dann das Zerrbild der Wagenburg herhalten, in die sich die Kirche zurückziehe auf den kleinen Kreis der Getreuen. Nein, das sei ferne und dann kommt die obligatorische Litanei der Reformvorschläge, die man gern dann von "Wir sind Kirche" abkupfert. Nur, eines müßte jedem dabei auffallen: daß die EKD, die nun in der Untugend der Zeitgeistanpassung unübertreffliche Bestnoten erreicht, noch viel mehr Mitglieder verliert, so viele im Jahre 2014, daß sie bis jetzt die Zahlen nicht mal mehr sich zu veröffentlichen getraute.
Aber die conservativen Antworten zeichnen sich auch nicht gerade durch Tiefsinn aus! Ob das Elend nun auf die Zulassung der Handkommunion zurückgeführt wird, auf die modernisierte Liturgie überhaupt oder auf den Modernismus in der Kirche- so wichtig diese Fragen auch sind- aber es sind doch nur noch Fragen, die kirchlich sehr Engagierte interessieren! Scherzbolde vermuten ja schon seit längerem, daß wenn jeder Steuerzahler genau wüßte, wie viel Kirchensteuer er zahlt, schon sehr viel mehr austreten würden. Sie bleiben so unwissend in der Kirche, aber eigentlich bindet sie schon lange nichts mehr mit ihr. So wichtig auch das Ringen um die Orthodoxie und Orthopraxie der Katholischen Kirche ist- um ihres Kircheseins- die Austrittszahlen zeigen etwas anderes an: das zunehmende Desinteresse an der (christlichen) Religion. Man besuche mal ein gut sortimentiertes Buchgeschäft, nicht unbedingt die Bahnhofsbuchhandlung und lasse sich die Abteilung: Religion/Theologie zeigen!. Ja, früher da standen da noch...aber jetzt ein paar Bibeln, ein paar Gesangbücher und Fastfood-Literatur: Anselm von Grün und Käßmann und ein paar verstaubte Drewermänner.
Wenn die Kirche überhaupt noch in der Öffentlichkeit rezipiert wird, wenn es nicht mal wieder einen Sexskandal gibt, dann sind es nur noch die Äußerungen, die kompatibel sind zur Politischen Korrektheit, daß die Christen für Asylanten sich einsetzen sollten, daß man lieber und netter zueinander sein soll..aber das eigentlich Religiöse wird wegszensiert als für die Öffentlichkeit Irrelevantes. Das Hauptproblem ist so gar nicht in erster Linie ein kirchliches sondern ist die Krise der Religion. Und diese Krise spiegelt sich wieder selbst in dem Innenleben der Kirche, das selbst zusehens unreligiöser wird. Von der Jugend-über die Frauen- bis zur Seniorenarbeit in den Gemeinden und den übergemeindlichen Angeboten wird kaum noch etwas Religiöses  angeboten- denn die Angebote richten sich nach der Nachfrage aus und da selbst in diesen innerkirchlichen Zielgruppen kaum noch ein Interesse an Religiösem anzutreffen ist, wird auch hier die Religion gestrichen. Wir erleben das Verschwinden der Religion in der Postmoderne! Wenn man einst die Religion zum Wesen des Menschen als dazugehörig erachtete, erleben wir nun, wie es unmusikalische Menschen gibt, den so unreligiösen Menschen! Wenn der Mensch nach dem ersten Grund seines Lebens und dem letzten Ziel seines Lebens frägt, wenn er also noch metaphysisch zu denken versteht, stößt er unweigerlich in den Raum der Religion vor. Wo aber die Frage nach dem Ersten und dem Letzten nicht mehr gestellt wird, wie kann dann die religiöse Antwort sich ein Gehör verschaffen?
Wo Kardinal Marx aber die missionarische Kraft der Kirche sieht, das ist mir unbegreiflich gewesen, bis mir die Erleuchtung kam: er meint damit den Einfluß der Deutschen Bischöfe  auf der Familiensynode!  Sie wollen die Themen bestimmen und bestimmen sie jetzt schon: Geschieden-Wiederverheiratete und die Homosexfrage. Kardinal Marx wird es besonders freuen, daß viel weniger Bischöfe Afrikas diesmal in der Synode sein werden, und daß die Europäer und Amerikaner wohl eine Zweidrittelmehrheit innehaben werden, sodaß so der schwarze-conservative Block deutlich geschwächt ist! Die Kaprizierung auf diese beiden Fragen zeigt aber unübersehbar, wie tot die Religion schon in der Institution Kirche ist- sie spielt fast keine Rolle mehr. Statt zu fragen, was kann die Kirche unternehmen, um das religiöse Leben in den Familien neu zu erwecken oder zu stärken, schaut man nur noch auf die Lage, wie sie ist und proklamiert, daß sich die Kirche dem einzupassen habe. Wenn die Welt religionslos wird, dann nehmen wir eben die Religion als unverkäuflichen Ladenhüter aus dem Sortiment heraus! Aber was sind die Gründe der Krise der Religion? Hier gilt es, ernsthaft zu forschen!     

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