Donnerstag, 23. Juli 2015

Verstaatlichte Kinder?

Die familienfeindlich eingestellten Parteien jubeln, weil das Betreuungsgeld, von ihnen als Herdprämie perhorresziert, nun vom Bundesverfassungericht gekippt wurde, weil dies Causa nicht in die Zuständigkeit des Bundes sondern der Länder fiele. Worum geht es? Geht es hier um die Gretchenfrage: wem gehören die Kinder? Dem Staat oder den Eltern und wo gehören sie hin, in staatliche Einrichtungen oder in den Schoß der Familie? Wer so frägt, verstellt sich aber den Zugang zum Kern des Problemes. Den Katholiken Deutschlands liegt nun diese Perspektive, Familie oder Staat in Erinnerung an den Kulturkampf Bismarcks gegen die Katholische Kirche. Grundlegender ist dabei noch die Reformation. Die Klöster wurden dort, wo die Reformation siegreich war, aufgelöst und die Armenfürsorge, die von den Klöstern bisher betrieben wurde, übernahm die Öffentliche Hand, die Stadt. Die Reformation übertrug nämlich die Armenfürsorge nicht den evangelischen "Kirchen" sondern dem Staate. Seitdem sieht man in der Katholischen Kirche den sich entwickelnden Sozialstaat, dessen Anfang man in der Reformation gegründet anzusehen hat, als ein Konkurrenzunternehmen an. Gerade die Kindererziehung sollte so im Raum der Familie, die eingebunden ist in der Kirche stattfinden, und nicht durch den Staat. So entstand eben auch das Zerrbild eines immer mehr Aufgaben und Kompetenzen an sich reißenden Staates, der so die Kirche an den Rand dränge. Und es muß auch selbstkritisch eingeräumt werden, daß das katholische Vereinwesen in ihrem sozial-diakonischen Engagement den Herausfoderungen der "Sozialen Frage" der Kapitalisierung der Gesellschaft nicht gerecht werden konnte und so gerade der Sozialstaat sich legitimierte. Aber es bleibt ein Unbehagen gegen den Sozialstaat- weil er doch Aufgaben übernimmt, die einst zu denen der Kirche gehörten. 
Aus dieser antithetischen Perspektive ist das Nein! zum Betreuungsgeld  einfach ein Ja zu mehr Staat, daß eben doch, wie es schon der Philosoph Platon angedacht hatte, die Erziehung der Kinder eine Staatsaufgabe ist und daß so der Staat den Eltern ihre Kinder frühstmöglich wegzunehmen hat, damit der Staat allein sie erzöge! 
So überzeugend dieser Dualismus von Familie und Staat auch auf den ersten Blick erscheinen mag, so unwahr ist er doch. Denn es wird völlig dabei die dritte Kraft, die Wirtschaft übersehen. Die Wirtschaft nun urteilt, daß jeder Mensch, nicht nur der Mann sondern genauso auch die Frau uneingeschränkt der Wirtschaft zur Verfügung zu stehen hat. Daß eine Frau, statt daß sie erwerbstätig ist, ihre eigenen Kinder auf- und erzieht, daß akzeptiert die Wirtschaft nicht mehr. Frauen dürfen nur noch Mutter sein, wenn dadurch ihre Freiheit zur uneingeschränkten Berufstätigkeit nicht beeinträchtigt wird. Daß der Staat nun gar Mütter finanziell unterstützt, wenn sie ihre eigenen Kinder selbst auf- und erziehen möchte, das ist dann der Skandalon schlechthin. 
Hier offenbart sich ein ganz anderer Interessenkonflikt als der zwischen den Interessen der Familie und denen des Staates, nämlich primär der zwischen der Wirtschaft und dem Staat. Wenn der Staat um seines Lebens willen den Erhalt des eigenen Staatsvolkes will und dazu gehört auch die Förderung des Familienlebens, damit dort sich die Staatsbürger fortpflanzen, dann will die Wirtschaft nur noch freie  Arbeitskräfte, die nicht durch ein Familienleben behindert sind, sodaß sie nicht mehr uneingeschränkt der Wirtschaft als Arbeitskraft zur Verfügung stehen. Soll der Mensch nur noch Arbeitskraft sein, dann ist jedes Familienleben, wenn da Frauen aus dem Erwerbsleben aussteigen um sich ihren Kindern zu widmen, ein Störfaktor. Dsrum soll die Familie zum Auslaufmodell gemacht werden. Zu Karl Marx Zeiten galt nun noch, daß damit die Wirtschaft auch übermorgen noch Arbeitskräfte hat, daß Familien dafür notwendig waren, in denen Kinder erzeugt wurden. So urteilte Marx noch, daß der Mindestlohn für den Arbeiter ausreichen müsse für das Gründen und den Unterhalt einer Familie, damit so der Arbeitskraftnachwuchs gesichert sei. Nun ergibt sich aber in der globalisierten Welt eine völlig neue Perspektive, den des Importes von billigen Arbeitskräften- billig, weil die "Unkosten" die Länder tragen, in denen die Arbeitskräfte erzogen und ausgebildet wurden, so daß sie in Deutschland keine Unkosten bereiten und dann- im Idealfall gut ausgebildet hier sich dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen. 
Das Nein! zur Familie ist so gesehen ein Wunsch der Wirtschaft, die nun ihr Interesse gegen den Staat und die Familien durchsetzt, weil sie von sich sagt, daß ihr Wohlergehen die notwendige Voraussetzung der Wohlfahrt aller Bürger  ist. 
Anders gesagt: die Familienfeindlichkeit hat ihren Ort nicht mehr primär bei Linken, die sie aus ideologischen Gründen ablehnen, sondern in der Wirtschaft, die nicht mehr Mann und Frau und keine Familien mehr kennen will, sondern nur noch uneingeschränkt freie Arbeitskräfte. Von daher erschließt sich dann der Zusammenhang von der familienfeindlichen Politik und der "Migrationspolitik", wir brauchen mehr ausländische Arbeitskräfte für die Wirtschaft. Der Wille zum verstaatlichten Kind ist so gesehen nur der Wille der Wirtschaft, daß Frauen nicht mehr primär Mutter sein sollen sondern daß auch sie ihren Daseinszweck in ihrem Arbeitskraftdasein zu sehen hat. Der Mensch ist für die Wirtschaft da, das ist die totale Mobilmachungsformel der Globalisierung: Wir kennen nicht mehr Frauen und Männer, Deutsche, Engländer und Chinesen...sondern nur noch freie Arbeitskräfte für die globalisierte Wirtschaft! Angesichts dieses totalitären Charakters der sich globalisierenden Marktwirtschaft, wird man Papst Franziskus "Kapitalismuskritik" doch ein gewisses Recht nicht absprechen können! Alles Totalitäre ist eben menschenfeindlich und tötet Menschen!

Corollarium 1
Kath net meldet am 25.7. 2015, 9Uhr:
Gesamtmetall-Präsident Dulger für 24 Stunden Kita!
Wenn Frauen bedauerlicherweise noch Kinder bekommen, sollen sie halt ihre Kinder möglichst gleich nach der Geburt abgeben, um sofort uneingeschränkt als Arbeitskraft der Wirtschaft wieder zur Verfügung zu stehen. Besuchsrechte sind dann wohl noch möglich- in Maßen, denn es gilt: die Mami gehört der Wirtschaft von Montag bis Sonntag- da ist und darf es keine Zeit mehr für eigene Kinder geben. Merksatz: Der Kapitalismus ist der größte Feind der Familie.
                              

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