Mittwoch, 8. Juli 2015

Zur Lage des Protestantismus

  • "Unsere Kirche ist schlicht, in ihr findet man keine Bilder und kein Kreuz. Nichts soll von der Predigt ablenken.Wir feiern das Abendmahl zur Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi, damit wir uns vergegenwärtigen, dass wir eine Gemeinschaft nach seinen Idealen sind: Frieden, Toleranz und Nächstenliebe!Deshalb mischen wir uns als Christinnen und Christen in das Geschehen der Gesellschaft und Politik ein.Unsere Gemeinde ist den Idealen und Grundsätzen unserer Kirchenverfassung entsprechend demokratisch organisiert; alle Leitungsgremien und Ämter, auch die Pfarrerin, sind gewählt."

So präsentiert sich die Evangelisch-Reformierte Kirche Münchens in ihrer Selbstdarstellung: was uns zu Reformierten macht. Was sagt sie da über sich aus? Das erste und wichtigste ist ihr, daß sie keine Bilder und kein Kreuz haben. Christentum ohne Kreuz! Denn die Predigt soll im Mittelpunkt stehen! Was wird dann da wohl gepredigt? Wer den Selbstdarstellungsartikel daraufhin genau durchliest, findet auch darauf hier eine Antwort! Jesu Ideale stehen da im Mittelpunkt. Die lauten: Frieden, Toleranz und Nächstenliebe! Und dafür soll und will sich der Reformierte einsetzen in der Gesellschaft! Und die Reformierte Kirche ist ganz und gar demokratisch organisiert und das meint, daß alle Gremien demokratisch gewählt werden. Der einzige religiöse Gehalt ist, daß man in der Abendmahlsfeier an Jesu Christi Tod und Auferstehung gedenkt. 
Gott kommt hier überhaupt nicht mehr vor! Das Kreuz Christi auch nicht. Und die Abendmahlfeier dient primär der Huldigung der Ideale von: FRIEDEN- TOLERANZ und der NÄCHSTENLIEBE.Frägt man sich nun aber, wie man auch bei einer nur sehr oberflächlichen Lektüre des Neuen Testamentes auf die Idee kommen könne, Jesu verkünde diese "Ideale", kann man nur staunen! Diese Selbstdarstellung ist so der manifeste Ausdruck der völligen Entchristlichung, wenn man mal Jesu Tod und Auferstehung überliest. Aber offensichtlich hat Jesu Tod und Auferstehung ja auch nichts mit der Verkündigung Jesu zu tun. Er lehrte und praktizierte ja wohl nur diese drei Ideale. Dabei besagt uns der Begriff des Ideales natürlich, daß das so als Ideal Erstrebte nie von uns Menschen zu realisieren sei, sondern daß es eben nur darum ginge, dem Ideal sich anzunähern! Warum starb Jesu? Auch auf die Gefahr, nun diesen Text leicht überzuinterpretieren, kann aus dem Text selbst die Antwort gefunden werden: weil er diese drei Ideale lebte. Und dann bedeutet seine Auferstehung, daß Gott damit zum Ausdruck brachte, daß das Streben nach diesen Idealen der richtige Lebensweg ist. 
Also: Christsein heißt praktisch: demokratisch sein, Frieden, Toleranz und Nächstenliebe nicht zu praktizieren, sondern danach zu streben! Dafür steht halt Jesus! Das Kreuz Christi paßt in so viel Humanismus nicht hinein und so hat man kein Kreuz! 
Ein paar Fragen bleiben: ist das Reformierte Christentumsverständnis irgendwann einmal entkernt worden, sodaß jetzt nur noch ein dürftiger Humanismus als sein Inhalt fungiert, hinter der Fassade notdürftig beibehaltener christlicher Formeln? Oder gründet sich diese Entkernung schon in der Geburt dieser Konfession?  Das ist die Frage nach der Kontinuität bzw Diskontinuität im Reformiertentum! Eine vorläufige Antwort kann in der reformierten Prädestinationslehre gesehen werden, daß Gott von Ewigkeit her die Einen zum ewigen Heil und die Anderen zum ewigen Unheil erwählt und bestimmt hat, sodaß das Leben des Christen, wie er glaubt und lebt  nicht der Grund ist, warum er ins Reich Gottes eingeht oder nicht, sondern nur die ewige Erwählung. Durch sein Leben zeigt sich nur, ob er ein Erwählter oder Nichterwählter ist. Das macht ein religiöses Leben streng genommen überflüssig. Religiöse Werke sind so sinnlos. Und darum kann sich das Reformierte Christentum auf gelebte Humanität reduzieren, weil ihm das Religiöse wertlos ist- denn alle religiöse Praxis geht unter angesichts des calvinistisch-reformierten Gottesverständnisses, daß Gott alles determiniert, er aber kein Gott ist, der sich durch eine religiöse Praxis zu irgendetwas bewegen lassen kann, weil er so absolut ist.    
Eines ist aber unübersehbar:die Neigung im Katholizismus, in Allem den Protestantismus nachzuäffen. 
Bei Thomas Mann in seiner Erzählung"Der Betrogene" findet sich dazu etwas Erhellendes: "war er beliebt und gesucht in diesem Kreise, profitierte vergnüglich von der deutschen Schwäche für alles Ausländische und wußte recht wohl, daß seine Aussprache des Deutschen, die kindlichen Wendungen, deren er sich bediente,sehr gefielen." (Thomas Mann, Der Betrogene, in: Thomas Mann, Erzählungen, 1997, S.936). Diese Neigung,immer das Fremde, das Andere höher zu schätzen als das Eigene, scheint eine Grundtendenz deutscher Kultur zu sein, der nun auch den Deutschen Katholizismus so anfällig macht für ein Sichausrichten auf die Anderen. Wir wollen nicht sein, was wir sind, wir wollen so werden wie die Anderen.So ist zu befürchten, daß uns in dieser Reformierten Selbstdarstellung ein Christentumsverständnis begegnet,auf das sich hin der Katholizismus Deutschlands entwickelt, wenn es nach den liberalen Reformern geht!  Ein religionsloses Christentum steht so als Verfallsprodukt auch für die Katholische Kirche auf der Tagesordnung, wohin man sich "weiterentwickeln" könnte! 

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