Donnerstag, 12. November 2015

Eine postmoderne Kritik der Religion- wahre Religion führt zum Krieg

" Das Schlimme an den gegenwärtigen Religionen ist, dass sie sich gegenseitig bekämpfen. Es bekämpfen ja nicht nur die Atheisten die Religion schlechthin, sondern alle Religionen bekämpfen sich. Fast alle. Das ist das Schreckliche. Ich bin erleuchtet, und du? Was ist mit dir? Ich bin Gott wohlgefällig, du kommst in die Hölle. Aber ich habe ja ein Schwert und kann dich mit dem Schwert dazu zwingen, meinen Glauben zu akzeptieren, und dann kommst du auch in den Himmel. Diese Einstellung ist für die allermeisten Religionen ziemlich typisch. Das ist das Schreckliche. Auf diese Weise wird das Prinzip des Krieges am Leben gehalten."So Helmut Schmidt, der Ex-Bundeskanzler in reinem Interview, nachzulesen in Gänze in der FAZ, vom 12.11.2015: "Auch ein Gott kann uns nicht retten." (als Anspiel wohl auf Heideggers Votum, nur ein Gott könne uns noch retten) Im Hintergrund steht eines der wichtigsten Dogmen der Postmoderne, daß eine erkannte, im Besitz des Menschen sich befindende Wahrheit den Grund für einen Krieg aller Wahrheitsbesitzer gegeneinander sein kann. Darum die Forderung, daß jede Religion sich negativ formuliert nicht mehr als die wahre Religion verstehen darf und positiv formuliert nur noch als eine Suchbewegung nach der Wahrheit. Der Dialog der Religionen, wie aber auch die Ökumene sind die Foren, in der das praktiziert wird: daß es keine erkannte, weil sich selbst offenbart habende Wahrheit mehr gibt, sondern nur eine Suchbewegung nach ihr.  Das Denken der Postmoderne muß so den Verzicht auf eine Wahrheitserkenntnis selbst als ein Positivum werten, weil ihr jede erkannte Wahrheit nur ein Grund zum Kriege ist.  Helmut Schmitt steht dabei fest in der Tradition der Moderne als der Pazifizierung der Religion, der nun aber auch die postmoderne These der Schädlichkeit jeder absoluten Wahrheit teilt. Nur, nichts devitalisiert eine Religion weniger als die postmoderne Kritik, daß keine Religion die wahre sein darf, sondern daß alle als gleich-gültig und als gleich-ungültig zu gelten haben.    

1 Kommentar:

  1. Die bisherige abergläubige Form der Religion hat tatsächlich das Potential, uns alle zu zerstören. Einer der wenigen Hoffnungsträger zu einem menschenwürdigen Zugang zum Religiösen ist Eugen Drewermann.

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