Sonntag, 14. Februar 2016

Ein irrtierender Gedanke: Die Welt in Teufels Hand?

Da sagte der Teufel zu Jesus: "All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben, denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehöre." Lk, 4,6f. Bei Matthäus liest sich das so: "er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest." Mt 4,8f.
Warum respondierte der so versuchte Jesus nicht: Gott ist der Herr über diese Welt. Nur er könnte mir alle weltlichen Reiche übergeben, du Satan aber nicht! Ja, indem Jesus wußte, daß hier der Verführer etwas verspricht, was er gar nicht einhalten konnte, wäre diese diabolische Versuchung gar keine, weil sie auf einer Täuschung basierte, daß der Teufel sich für den Herrn aller weltlichen Mächte ausgibt, obzwar er das gar nicht ist. 
Aber wird so gefragt, ist die zentrale Aussage: "denn sie sind mir überlassen", überlesen worden. Wer aber kann dem Satan alle Mächte der Erde überlassen haben, sodaß nun der Satan über sie frei verfügen kann? Das kann nur der Herr über dieser Welt gewesen sein, Gott selbst. Ein eigentümliches Bild entsteht so vor unseren Augen: die Welt unter der Herrschaft des Teufels und der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, um das Gott zurückzuerobern, was einst Gott selbst gehörte, das Gott dann aber dem Teufel überließ! Ein Zwei- Äonenschema schimmert hier durch: der jetzige Äon als der der Herrschaft des Satans und der Einbruch des neuen Äons durch den Gottessohn, der nun das Reich Gottes gegen das Reich des Satans durchzusetzen hat. 
Ist das so gemeint? Oder ist es aktualistisch gemeint? Damit der Sohn Gottes in eine ihn wirkliche Versuchung gerät, überläßt Gott für diese Versuchung dem Teufel alle weltliche Macht, damit Jesus Christus vor die Wahl gestellt wird, den Weg des Kreuzes zu gehen oder den Weg der Macht zu wählen, daß er sich alle weltliche Macht geben läßt, um so als Jesus Christus die Welt zu beherrschen, um den Preis aber, den Teufel als Obersten anerkennen zu müssen! 
Ähnlich zum Dialog zwischen Gott und dem Teufel im Hiobbuch könnte man sich als Vorspiel dieser Versuchung Jesu einen Dialog vorstellen, in dem der Teufel sagt: Gebe mir Gott genug Macht und dann vermag ich sogar deinen göttlichen Sohn zu verführen. Jeder ist korrumpierbar, auch der Sohn Gottes, ist der Lohn nur groß genug. Darauf hätte dann Gott dem Teufel alle Macht auf Erden zur freien Verfügung gestellt, um den Sohn Gottes wirklich verführen zu können.
Oder sollen wir doch angesichts der Elendsgeschiche der Menschheit im Großen wie im Kleinen davon ausgehen, daß doch alle weltlichen Mächte im Dienste des Teufels stehen? Nur, wie ist das mit der Aussage des Apostelfürsten Paulus vereinbar, daß alle staatliche Gewalt von Gott ist. Vgl Röm 13, 1-7 und Sprüche 8,15f: Durch mich [Gott] regieren die Könige und entscheiden die Machthaber, wie es Recht ist; durch mich versehen die Herrscher ihr Amt, die Vornehmen und alle Verwalter des Rechtes.
Kann von den Staatsgewalten zugleich ausgesagt werden, daß sie von Gott sind und zugleich im Dienste des Teufels stehen? Oder sollen wir dies dynamisch denken: daß das, was von Gott eingesetzt ist, die Staatsgewalt auch vom Teufel okkupiert werden kann, sodaß sie in seinen Diensten dann steht, wobei Gott dann als Allmächtiger diese Okkupation zuläßt?  
Eines ist aber gewiß: Wer meint, daß der Teufel nur ein Phantasieprodukt unaufgeklärter Menschen sei, wird dem wirklichen Leben Jesu Chrisi in seinem Kampfe gegen den Teufel nicht gerecht und somit auch nicht dem Ernst der Lage der Kirche in der Welt!
Das Buch: "Abschied vom Teufel" von Herbert Haag muß man wohl als geradezu diabolisch inspiriert ansehen!

Corollarium 1:

Charles Baudelaire
(1821 - 1867), französischer Dichter und Ästhetiker
Quelle: »Der freigebige Spieler«

  • Charles Baudelaire
    (1821 - 1867), französischer Dichter und Ästhetiker
    Quelle: Aus dem Vorwort zu »Die Blumen des Bösen«, übers. v. Wolf Graf von Kalckreuth, Leipzig, 1907
        

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