Dienstag, 1. März 2016

Der zensierte Gott, oder Das Alte Tesament und der aufklärerische Jesus von Nazareth

Eigentlich ist das ja klar, daß eben im Alten Testament vielerei über Gott ausgesagt wird, was eben doch nur ein Ausdruck eines noch archaisch dunklen Gottesbildes ist, daß Gott zürne, daß er strafe, daß er räche, aber Jesus befreite uns dann von solch düsteren Gottesbildern, denn für ihn ist Gott nur die Liebe. Nun darf man als Fan des christlich-jüdischen Dialogisierens ja das AT nicht zu energisch kritisieren, man will ja kein Antisemit sein, aber das Gott zürne, strafe, Rache nehme, das geht nun wahrlich nicht. Aber was machen nun unsere Prediger am 3. Fastensonntag, angesichts der Aussage Jesu: "Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turmes von  Schiloch erschlagen wurden- meint ihr, daß nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt." (Lk, 13,4) Da war Jesus angefragt worden: Wie ist das in diesem Fall, waren die da zu Tode Gekommenen Sünder, sodaß Gott sie so strafte. Zu dieser Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, sodaß sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr daß nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht?" (Lk 13, 1f). Was für eine befremdliche Welt. Pilatus läßt fronme Juden umbringen, als oder weil sie Opfer Gott darbrachten, ein Turm stürzt ein und Menschen kommen dabei um! Was haben diese beiden Ereignisse mit Gott zu tun? Natürlich nichts, außer man früge, warum Gott das zugelassen habe und betont mit dieser Frage, daß es sich hier um rein weltimmanente Ereignisse handelt, in denen Gott in keinster Weise mitgewirkt habe. Nur ob seines Nichteingreifens hat es ja auch nur diese zwei Unglücksfälle geben können und darum frägt die Theodizee: Warum ließ Gott das zu? 
Wie anders sehen das die zu Jesus Kommenden. Sie meinen, daß Gott hier Gericht gehalten habe oder fragen Jesus: Hielt hier Gott Gericht über gesündigt Habende? Nun müßte Jesus antworten: O, ihr irrt. Der böse Pilatus ist der Verantwortliche und daß ein Turm da umstürzte war wohl die Folge fehlerhafter Statikberechnungen des Architekten, oder was Ähnliches. Nur Gott hat mit solchen Unglücksfällen nichts zu tun, denn Gott ist die Liebe und so straft er nicht, schon gar nicht so grausam. Nur, was respondiert Jesus stattdessen. Wir haben es schon gelesen. Ja, Gott strafte da Sünder, er strafte durch Pilatus und den einstürzenden Turm! Und dann spricht er die Frager direkt an: Wenn ihr nicht umkehrt, dann wird Gott euch auch so strafen, denn nicht nur die, sondern auch ihr seid Sünder, die Gott strafen wird, kehrt ihr nicht um! 
Wahre Meisterwerke der "Auslegung" werden vollbracht, um nun diese klare Aussage Jesu zum Verschwinden zu bringen. Warum? Weil der Prediger so eine harte Predigt Jesu  seiner Hörerschaft nicht zumuten will, weil man doch den Sonntagsfrieden so nicht stören will! Aber das Problem ist wohl noch tiefgründiger: die innere Zensur des Lesers. Ich lese nur, was ich lesen will und was ich nicht wahrhaben will, das überlese ich. Lesen ist wie Sehen immer auch ein Selektionsakt, daß wenn ich etwas sehe und lese, ich anderes nicht sehe und lese. Das, was nicht in unser modernes Gottesbild hineinpaßt, das zensieren wir im Leseakt selbst fort. So kann man dann Bibelleser hören, daß es da Jesus doch gar nicht um das göttliches Gericht gegangen sei, was da vermeintlich sich ereignet habe, sondern er wolle doch nur die Haltung kritisieren, andere für Sünder zu halten, nur sich selbst eben nicht. Und die Gerichtsdrohung? Das sei nicht so gemeint, denn das sei nur eine gut gemeinte Mahnung, bessere dich, aber doch keine ernste Gerichtsdrohung! Dererlei  Ausflüchte vor der Wahrheit dieser Jesusbelehrung, wir fänden sie zu Hauf, suchten wir nach ihnen, aber wozu! 
Wahr ist, daß der von Jesus verkündete Gott auch ein Gott des Gerichtes ist, der eben auch schon auf Erden zu unseren Lebzeiten straft, auch wenn wir dies aus sehr verständlichen Gründen nicht gern wahrhaben wollen.    

Corollarium 1
Der altkirchliche Apologet Lactantius stand vor der Aufgabe, daß Philosophen urteilten,daß, weil in der hl. Schrift der Christen die Aussage steht, daß Gott zürne, daß das keine wahre Religion sein könne, denn sie beinhalte ja eindeutig unwahre Aussagen über Gott.Latantius sagte jetzt nicht einfach, daß, weil das in der Bibel steht, sei das wahr, noch machte er es wie die Modernisten, die eben alle Aussagen über Gott, die mißfallen könnten, wegzensieren, nein, er wagte es, den Philosophen ein Philosoph zu  sein und demonstrierte ihnen an, daß Gott nur vernünftig und angemessen gedacht wird, wenn von ihm auch prädiziert wird, daß er zürne. Wie sehr fehlt der Kirche heute solche Apologetik!                      

1 Kommentar:

  1. "...daß Gott nur vernünftig und angemessen gedacht wird, wenn von ihm auch prädiziert wird, daß er zürne."
    Ist nicht Zorn eine der schlimmsten Sünden? Und Gott begeht diese?

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