Montag, 21. März 2016

Irrungen und Wirrungen des jüdisch-katholischen Dialoges

14.
"Der Dialog mit dem Judentum ist für Christen etwas ganz besonderes, da das Christentum jüdische Wurzeln aufweist, welche die Beziehung zwischen beiden
in einzigartiger Weise bestimmen (vgl. Evangelii Gaudium 247)). Trotz des in der Geschichte erfolgten Bruchs und des daraus resultierenden schmerzhaften Konflikts, bleibt sich die Kirche der bleibenden Kontinuität mit Israel bewusst. Das Judentum ist nicht einfach als eine andere Religion zu betrachten; die Juden sind vielmehr die „älteren Brüder“ (Heiliger Papst Johannes Paul II.), die „Väter im Glauben“(Benedikt XVI.). Jesus war Jude, in de jüdischen Tradition seiner Zeit beheimatet und entscheidend geprägt von diesem religiösen Umfeld(vgl.Ecclesia in Medio Oriente Nr. 20)" So liest es sich im Punkte 14 des des offiziellen römischen Dokumentes: Reflexionen zu Nostrae aetatae. Die hier obwaltende Konfusion fundiert sich in dem doppeldeutigen Begriff des Jüdischen, denn der bedeutet einerseits eine ethnische Bestimmung und andererseits eine religiöse. Hier nicht klar zu unterscheiden verunklart den obigen Text völlig. Was meint im ersten Satz der Begriff der "jüdischen Wurzel"? Ist er ethnisch gemeint, besagt er nur, daß die menschlichen Autoren des Alten Testamentes aus dem jüdischen Volke stammen und so wohl auch zumindest die Mehrheit der Autoren des Neuen Testamentes. (Es ist ja nicht gänzlich auszuschließen, daß Schriften des NT von Heidenchristen verfaßt worden sind.) Das besagt dann aber über das Verhältnis der jüdischen Religion zur christlichen nichts, ginge es doch nur um eine ethnische Bestimmung der Bibelverfasser! 
Wenn aber unter der "jüdischen Wurzel" die jüdische Religion gemeint sein sollte, dann ist die Rede von der "jüdischen Wurzel" eine unwahre Aussage, denn die jüdische Religion hat sich ja erst durch das Nein zu Jesus als dem vom  AT verheißenden Messias konstituiert. (Vgl dazu: Peter Schäfer, Das Jesusbild im Talmud) Die jüdische Religion entstand durch die Relectüre des AT unter der Voraussetzung, daß Jesus von Nazareth nicht der vom AT verheißende Messias ist und daß der Jerusalemer Tempel zerstört ist, sodaß das Frömmigkeitszentrum des AT genichtet ist und nicht wieder aufzubauen ist. Die christliche Religion konstituiert sich dagegen in dem Glauben, daß Jesus der vom AT verheißende Messias ist und daß anstelle des jerusalemischen Tempelkultes die Feier des Meßopfers getreten ist, von Jesus Christus selbst Gründonnerstag eingesetzt. Im religiösen Sinne kann so die christliche Religion keine jüdischen Wurzeln tragen, denn die Wurzel der jüdischen Religion ist das Nein zu Jesus als dem Messias! So kann es auch im religiösen Bereich keine Kontinuität zwischen der jüdischen und der chrislichen Religion geben, denn es gibt keine zwischen dem Nein! und dem Ja! zu Jesus als dem Messias. Nur im ethnischen Sinne ist das Jüdische in der christlichen Kirche gegenwärtig.
Die Verneinung Jesu als Messias ist nun selbst Unglaube, daß er nicht er- und anekannt wird als der, der er ist! Wie sollte die christliche Religion in einer Kontinuität zum Unglauben sich befinden können? Was oberflächlich betrachtet als Gemeinsames erscheint, ist dagegen nur, daß das Christentum den hebräischen Kanon als Teil der Septuaginta in sich aufgenommen hat, indem die hebräischen Texte im Lichte des Ereignisses, daß der von diesen Texten verheißende Messias in Jesus Christus zur Welt gekommen ist, gelesen werden. Die jüdische Religion liest diese Texte völlig anders: sie liest sie vom zerstörrten Jerusalemer Tempel her unter der Voraussetzung,  daß Jesus nicht der Messias ist, wie es ja ausdrücklich der Talmud als religiös jüdische Auslegung des AT festlegt.    
Daß Jesus gar von der jüdischen Kultur geprägt sein soll, wird zur vollkommenden Absurdität, wenn darunter die jüdische Religion gemeint sein sollte, denn dies würde dann beinhalten, daß Jesus sich selbst als Messias verneint hätte: Ich bin nicht der Messias, hätte Jesus von sich selbst glauben und verkünden müssen, wenn er im religiösen Sinne jüdisch geprägt gewesen wäre! Dann wäre aber auch die christliche Religion von ihrer Wurzel her nur Unwahrheit in dem urchristlichen Bekenntnis, daß Jesus der Messias, der Christus sei! 
Was soll man nun noch angesichts dieser Absurditäten und Unsinnigkeiten des jüdisch-katholischen Dialoges noch sagen!   Das Fundament dieses Dialogsierens ist die bewußt unklar verwendete Begrifflichkeit des Jüdischen, der den ganzen Dialog vernebelt. Besteht man hier auf Eindeutigkeit, der Kunst des Unterscheidens zwischen einem ethnischen und einem religiösen Sinn der Begrifflichkeit des Jüdischen, fällt der ganze christlich-jüdische Dialog aber wie ein Kartenhaus in sich zusammen!   

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