Samstag, 16. April 2016

Der unaufhaltsame Niedergang des modernistischen Protestantismus

Der unaufhaltsame Niedergang des modernistischen Protestantismus

Wer auch nur aufs oberflächlichste den innerkatholischen Diskurs um die Reformierung und Modernisierung der Kirche betrachtet, kann eines nicht übersehen, daß das Heil der Katholischen Kirche in einer Selbstprotestantisierung gesehen will. Was auch immer Reformer einfordern, das ist schon längst in den evangelischen „Kirchen“ realisiert. Es scheint so, als wenn die Kirche im Schleichtempo alles spezifisch Katholische überwinden sollte, um am protestantischen Wesen zu genesen. Man denke an so populäre Forderungen wie die der Abschaffung des „Pflichtzölibates“, die Zulassung der Frauen zum Priesteramt, die Auflockerung der Sexualmoral, ja jeder verbindlichen kirchlichen Moral, weil nur das individuelle Gewissen die Letztentscheidungsinstanz ist, was für mich das Gute und das Nichtgute ist! Und nicht vergessen: die Forderung nach einer Demokratisierung der Kirche.
Nur, diese Kaprizierung auf so konkrete Reformprojekte einer modernistischen Umformung übersieht, um es bildlich auszudrücken vor lauter Einzelbäumen den Wald, das was dem zu Grunde liegt, nämlich ein umgeformtes Christentumsverständnis, das den Nährboden für solche Einzelforderungen ermöglicht.

Die 10 Leitsätze
Die „Evangelische Kirche“ in Berlin Brandenburg stellt uns nun mustergültig ein Dokument vor Augen, wie der christliche Glaube reformatorischer Tradition heute zeitgemäß umgeformt sich selbst bestimmt. Wohl in Anlehnung an die 10 Gebote wird hier die Essenz eines auf der Höhe der Zeit sich gestaltenden Christentumsverständnisses dargelegt. Es bedarf keiner prophetischen Begabung, um zu urteilen, daß dies Verständnis wenn nicht schon heute so doch gewiß übermorgen auch in katholischen Diozösen als Grundlage des Verständnisses von, was ist Katholisch heute, dienen kann. Denn seine Stärke beruht darauf, daß dies Verständnis der Grundlage des Christentums die ach so vielen Anpassungen an den Zeitgeist nun als sinnvolle Konkretionen dieses gewandelten Christentumsverständnisses erscheinen lassen.
Geben wir also der „Evangelischen Kirche“ das Wort:


Anlässlich der Jahrtausendwende hat die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg gefragt, worin die Evangelischen Christinnen und Christen den Inhalt des Evangeliums sehen, das sie unseren Mitmenschen weitersagen wollen. Das Ergebnis sind zehn Sätze, in denen so knapp wie möglich formuliert wird, was uns an unserer Existenz als Christen und an der Gemeinschaft in unserer Kirche heute und morgen wichtig und kostbar ist.
1. Christen vertrauen auf Gott, den Schöpfer allen Lebens.
Bei ihm suchen sie Wahrheit und erfülltes Leben. Ihr Glaube befähigt zu einem Leben, in dem die Hoffnung größer ist als die Angst.
2. Christen halten sich zu Jesus Christus.
Sein Leben ist Gottes Liebeserklärung an die Welt. Auch angesichts von Bedrohungen vielfältiger Art ist der christliche Glaube lebensbejahend und menschenfreundlich.
3. Christen hoffen auf Gottes lebendigen Geist.
Er bewegt und erneuert. Er macht frei. Darum treten Christen dafür ein, dass nichts Menschliches vergöttert wird - weder Rasse noch Nation, weder Fortschritt noch Erfolg, weder Leistung noch Macht noch Gewinn.
4. Christen halten daran fest, dass alle Menschen als unverwechselbare Geschöpfe Gottes geachtet werden.
Kein Mensch ist mit seinen Taten oder Untaten, mit seiner Leistung oder seinen Fehlleistungen gleichzusetzen. Das ist der Kern aller Menschlichkeit in der Gesellschaft.
5. Christen können Schuld bekennen und um Vergebung bitten. Darin gründet ihre Freiheit.
Aus dieser Freiheit fließt die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.
6. Christen vertrauen darauf, dass Gottes Liebe sie über den Tod hinaus trägt und ihrem Leben Sinn gibt, auch wenn ihr Weg durch Krisen und Leiden führt.
Sie erwarten die neue Welt Gottes und mit ihr die Antwort auf ungelöste Fragen.
7. Christen wollen zur Achtung unter den Menschen, zur Gerechtigkeit und zum Frieden beitragen.
Sie setzen sich für ein gerechtes Miteinander von Frauen und Männern, von Jungen und Alten ein. Sie widersetzen sich der wachsenden Ungleichheit in der einen Welt.
8. Christen leben vom Erbarmen Gottes.
Darum treten sie für Rücksicht gegenüber Schwächeren und Recht von Fremden ein. Sie unterstützen Chancen eines Neuanfangs für die, die schuldig geworden sind oder sich verrannt haben.
9. Christen wissen sich als Teil von Gottes Schöpfung.Sie bemühen sich, pfleglich mit ihrer natürlichen Umwelt umzugehen. Sie tragen Sorge für die Umwelt der nachfolgenden Generationen.
10. Christen sind angewiesen auf die Gemeinschaft in der Kirche.
In der Begegnung mit der christlichen Botschaft finden sie Rückhalt und Orientierung im Leben und im Sterben. Diese Botschaft weiterzusagen, sind sie beauftragt. Die Kirche bietet allen Menschen Raum für Stille und Besinnung, für Feier und Aktion, Begegnung und Dialog.“



Diese 10 Leitsätze bilden also die Substanz protestantischen Christentumsverständnisses heute. Es ist kein Privatbekenntnis sondern bildet die offizielle Grundlage eines ganzen evangelischen Bistumes. Die Leitsätze 1-3 stellen dabei die Umformung des traditionellen Bekenntnisses zum dreieingen Gott dar. Gott wird dabei reduziert auf den Schöpfer alles Lebens. Daß er „Himmel und Erde“ erschaffen hat als allmächtiger Gott ist hier schon gestrichen worden. Stattdessen heißt es, daß wir bei ihm Wahrheit und erfülltes Leben suchen. Das Verb „suchen“ steht hier gewiß nicht zufällig: Christsein ist eben wesentlich eine Suchbewegung und nicht schon ein Erkennen und Sein in der Wahrheit. Aus dem Offenbarsein Gottes durch sein Sichoffenbaren wird so eine Suchbewegung, eine christliche, die so schon den Platz offenhält für andere nichtchristliche Suchbewegungen nach dem Motto: ob Christ, Jude oder Mohammedaner, wir alle sind auf der Suche nach Gott, den wir noch nicht gefunden haben, denn wir suchen noch und können dann in unserer Suchbewegung voneinander lernen. Christsein heißt dann, angesichts der Suchpraxis nach Gott, nicht in der Angst sondern hoffend zu leben, genauer: daß unsere Hoffnung größer ist als unsere Angst. Worauf hofft denn nun der christliche Glaube? Darauf gibt dieser erste Leitsatz keine Antwort. Auf Gott, auf das Reich Gottes, oder meint das einfach das menschliche Vermögen, hoffend Ängste zu überwinden? Ein einfaches Beispiel: Ich fürchte, die Prüfung nicht zu bestehen, aber ich hoffe darauf und diese Hoffnung mildert meine Prüfungsangst. Oder soll auf das „Leben“ gehofft werden, wie es so treffend etwa Zarah Leander in ihrem so populären Liedgut immer wieder zum Ausdruck bringt: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen, und dann werden tausend Träume wahr“. Die Unklarheit in diesem ersten so gewichtigen Leitsatz ist wohl beabsichtlicht, läßt sie doch noch eine traditionelle Ausdeutung als ein Hoffen auf Gott zu als auch eine rein weltimmanente als Prinzip Hoffnung.
Der 2. Leitsatz bestimmt nun das, was wir heute als Substanz der traditionellen Christologie anzusehen haben! „Sein Leben“ Jesu Christi Leben ist die „Liebeserklärung“ Gottes an die Welt. Daß hier sein Leben steht, ist dabei von höchster Bedeutung. Gegenüber der klassischen Unterscheidung von der Person und dem Werk Jesu Christi wird hier er ganz auf sein Tun, sein Werk Jesus reduziert. Daß er der Mensch gewordene Gott ist, wird so eskamotiert. Es gilt nur noch, daß in seiner Liebespraxis das Ja Gottes erscheint- nicht ist so die Person Jesu Christi das Erscheinen und Sein Gottes unter uns Menschen. Nur in seiner Lebenspraxis ist die Liebe Gottes zu uns. Was weiß dieser Leitsatz von dem Erlösungswerk Christi zu sagen? Die Antwort ist eindeutig: nichts! Kein Wort über Kreuz und Auferstehung, kein Wort von seinem Sitzen zur Rechten Gottes, kein Wort über seine Wiederkunft in Herrlichkeit zu richten die Lebenden und die Toten! Jesus hat einfach nur verkündet- in Wort und Tat- den menschenliebenden Gott. Warum kann das ganze Erlösungswerk Christi unerwähnt bleiben, nicht nur seine Menschwerdung, sondern auch sein Leiden am Kreuz für uns und seine österliche Auferstehung?
Theologiegeschichtlich Interessiere sei hier an das berühmte Votum des protestantischen Theologen Adolf von Harnack erinnert, daß in die Verkündigung des Jesus von Nazareth er, Jesus selbst nicht gehöre. Vereinfacht gesagt: Jesus verkündigte den menschenliebenden väterlichen Gott, und die Kirche machte dann aus dem Verkünder Jesus den verkündigten Jesus Christus als Zentrum des Evangeliums, aber in das gehört nur der Glaube an den menschenliebenden Gottvater! Kehrt man hier zu Adolf von Harnack zurück, indem der Christ nun als der verstanden wird, der glaubt, daß Jesus uns wahrhaftig in Wort und Tat die Liebe Gottes zu uns Menschen verkündet hat? Was wird nun dann aus dem eigentlichen Erlösungswerk Christi? Es wird nicht mehr erwähnt, weil es keines wahr! Wenn Gott einfach der alle Menschen Liebende ist, wozu sollte dann das Kreuz Christi von Nöten sein? Es könnte doch nur das bezeugen, was auch unabhängig vom Kreuze gilt, daß Gott die Liebe ist, das ist der alle Menschen Liebende. Der christliche Glaube ist so menschenfreundlich und lebensbejahend. Von einer Ausrichtung des Glaubens auf Gott ist hier nicht mehr die Rede! Das Sich-Halten an Jesus meint ja nur, daß wir seine Lebenspraxis der praktizierten Nächstenliebe als für uns vorbildlich ansehen!
Würde nicht jeder monotheistisch Glaubender dem zustimme können, daß der eine Gott uns zur Liebe zu allen Menschen verpflichtet, weil sie alle Geschöpfe Gottes sind? Es steht da zwar , daß es sich um ein Sichausrichten auf Jesu Christi Lebenspraxis handelt, aber nur so, wie dies seit der Aufklärung im Geiste Immanuel Kants gemeint ist: Jesus als moralisches Vorbild für praktizierte Humanität. Alles spezifisch Christliche ist dabei gestrichen und es bleibt nur ein religiöser Humanitarismus (so Arnold Gehlen) übrig.


Der dritte Leitsatz ist der Tradition des Hl. Geistes gewidmet, der nun nur noch Gottes lebendiger Geist ist: Er bewegt, macht frei und erneuert. Mag das noch irgendwie christlich traditionell klingen, so zeigt die Fortsetzung, daß hier wohl mehr an den Geist der Politischen Korrektheit mit einer kleinen nostalgischen Anreicherung altlinker Kritik am Kapitalismus gedacht ist. Dieser göttliche Lebensgeist sagt nämlich Nein zu Nationalismus und Rassismus und kritisiert Leistungs- Erfolgs- und Gewinnorientierung! Das hat nun wahrlich mit dem Hl. Geist, der aus dem göttlichen Vater und Sohn hervorgeht, nichts zu tun. Es zeigt aber überdeutlich, daß da, wo der Hl. Geist nicht mehr als vom göttlichen Sohne ausgehend gedacht wird, er leicht zur Chiffre für den jeweils aktuellen Zeitgeist wird. Sehr problematisch ist dabei auch, daß dieser Geist nun in Antithese zu den Schöpfungsordnungen Gottes gesetzt wird, gerade indem hier Gott als das ganz Andere der Welt und das ist immer auch die Schöpfung Gottes gesetzt wird, denn Staat, Volk und Wirtschaft sind nun mal von Gott selbst gesetzte Ordnungen für den Menschen, daß er in und durch sie lebt. Hier wirkt sich das defizitäre Schöpfungsverständnis des ersten Leitsatzes aus, in dem Gott so sehr auf den Schöpfer des Lebens konzentriert wird, daß er nicht mehr als der Geber von den Schöpfungs- und Erhaltungsordnungen, von der Familie über das Volk und den Staat und die Wirtschaft wahrgenommen wird! Gerade zur christlichen Lehre vom Staat gehört ja seine Bejahung als Schwertgewalt!
Eines ist unverkennbar: Dem Glauben an den dreieinigen Gott wird hier ohne Polemik sang- und klanglos der Abschied gegeben, und es bleibt nur der eine Gott, der nur noch Liebe ist und Jesus Christus, der diese Liebe lebenspraktisch umsetzte und ein Geist, der uns zu einer humanitären Lebenspraxis aufhilft. Nur allein dieses reduktionistische Gottesbild macht es uns schon verständlich, warum der Protestantismus, mit wenigen Ausnahmen, auf jede Missionierung und Evangelisation verzichtet, weil er rechtens dies Gottesverständnis in jeder anderen monotheistischen Religion auch vorfindet, wenn sie nicht fundamentalistisch verzehrt wird und das als die Substanz der christlichen Religion ansieht, alles andere als überflüssiges Dekor.


Die weiteren Punkte zeigen nun auf, daß Christsein heute heißt, praktizierender Humanist zu sein.Es geht dabei um den Kern aller Menschlichkeit in der Gesellschaft, daß jedem Menschen seine Würde zukommt, unabhängig von seinem Tuen und Nichtuen. (Leitsatz 4) Es geht darum, daß Menschen ihre Schuld vergeben wird -zwischenmenschlich (Leitsatz 5).Sie setzen sich für Frieden und Gerechtigkeit ein (Leitsatz7), treten ein für die Rechte der Schwächeren (Leitsatz 8) und natürlich für den Erhalt der Schöpfung durch ihr Engagement für den Umweltschutz! Nur der 6. Leitsatz fällt etwas aus dem Rahmen diesen praktischen Humanismus, der hier nochmals eigens zitiert werden soll :“Christen vertrauen darauf, dass Gottes Liebe sie über den Tod hinaus trägt und ihrem Leben Sinn gibt, auch wenn ihr Weg durch Krisen und Leiden führt.“ Zuerst liest sich das recht traditionell, daß Gottes Liebe uns über den Tod hinausträgt- aber was ist der Sinn einer so verschnörkelten Formulierung? Warum heißt es da nicht, und wir hoffen auf die Auferstehung der Toten und das ewige Leben? Soll das eine Leerformel sein, die eben eine traditionelle Auslegung nicht ausschließt, aber eben bewußt polyinterpretabel gestaltet ist, sodaß das auch meinen kann, daß Gott unser vergangenes Leben in seinem liebenden Gedächtnis bewahrt. (So erklärten mir einige liberale Protestanten das, was man früher mythologisch unter der Auferstehung der Toten meinte, heute darunter auf der Höhe des Zeitgeistes zu verstehen habe!) Liegt dann aber zumindest der Schwerpunkt auf dem „Sinn des Lebens“ und nicht so auf das ewige Leben? Und wie dürftig kommt dann das von Jesus Christus verkündete Reich Gottes daher: Man hofft auf eine neue Welt, in der unsere Fragen beantwortet werden!
Aber die Krönung bildet dann doch die Ekklesiologie. „Die Kirche bietet allen Menschen Raum für Stille und Besinnung, für Feier und Aktion, Begegnung und Dialog.“ Das ist die Lehre der Kirche in dem 10. Leitsatz. Dies Kirchenverständnis könnte wohl der Werbeslogan für jedes zeitgeistangepaßte Kommunikationszentrum sein: ganzheitlich kommunizieren und gemeinsam was machen, aber auch Raum für Stille! Und was ist nun die Botschaft der christlichen Religion: daß Gott uns alle liebt und daß wir so human zueinander sein sollen! Was wird dann aus den zwei dem Protestantismus verbliebenden Sakramente der Taufe und des Abendmahles? Auf der Internetseite liest man zum Thema Taufe, daß damit der Getaufte in die Kirche aufgenommen und er dem Schutz Gottes anbefohlen wird- sonst nichts und das Sakrament der Eucharistie? „Seit ihren Anfängen feiert die Christenheit das Abendmahl. Das Essen und Trinken von Brot und Wein erinnert an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern.“ Nichts ist das Abendmahl für diese Leitsätze als ein bloßes Sicherinnern an das letzte Mal des Zusammenseins mit Jesus bei seinem letzten Abendessen! Anbei sei an die vielen ökumenischen Erkärungen erinnert, in denen immer wieder beteuert wird, daß man sich eins sei im Glauben an das Daß der Gegenwart Jesu Christ im konsekrierten Brot und Wein, nur eben nicht imWie seiner Gegenwart! Nein, hier gibt es keine Gegenwart Christi im Abendmahl, man erinnert sich halt nur an ihn!
Das Ganze klingt wie ein Remake der Idee der natürlichen Religion im Geiste der Aufklärung, die den Kern aller positiven Religionen ausmachen soll: Gott, ewiges Leben und Verpflichtung zur Sittlichkeit. Es ist das Konzept der Umformung der christlichen Religion in gelebte Humanität im Glauben an einen die Menschen liebenden Gott.


Praktische Konsequenzen der Leitsätze
Praktische Konsequenzen- oder ist das alles nur graue Theorie, könnte nun nicht zu Unrecht der Leser sich fragen. Welche Konsequenzen zieht so der „Bischof“ dieser „Landeskirche“ aus diesen Leitsätzen?
"Berlin (kath.net/idea) Angesichts des Zustroms vor allem muslimischer Flüchtlinge nach Deutschland hat sich der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge (Berlin), gegen Mission ausgesprochen. „Wir wollen nicht strategisch geplant Andersgläubige überzeugen, dass unser Glaube der wahre ist" berichtete Kath net.  
Der Zusammenhang ist offensichtlich: Wenn die Substanz des christlichen Glaubens die praktizierte Humanität ist, gegründet im Glauben an den menschenliebenden Gott, wozu sollte dann ein Muslim Christ werden, wenn das doch im Prinzip seine Religion auch so doziert, abgesehen von ein paar fehlgeleiteten Fundamentalisten! Zudem ist offensichtlich das Ziel des friedlichen Miteinanders der Religionen der höchste Wert, sodaß dem die eigentlich der Kirche aufgetragene Mission subordiniert wird.
Das zeitigt auch Folgen für das Verständnis des evangelischen Religionsunterrichtes. Das Lernziel wird so bestimmt: „Er [der Religionsunterricht] will nicht bevormunden, sondern zu eigenem Erleben und begründeten Urteilen in religiösen Fragen befähigen. Der evangelische Religionsunterricht fördert interreligiöses Lernen und leistet damit einen Beitrag zur Verständigung in einer pluralen, multireligiösen Gesellschaft.“ ( Positionen: Religionsunterricht, auf der Homepage) Religion(en) kennen zu lernen und über religiöse Vorstellungen ein selbstständiges Urteil fällen zu können, das ist das pädagogische Ziel dieses Unterrichtes! Die Anerkennung der Pluralität der Religionen, jede sage zwar von sich,daß sie die wahre sei, aber die subjektive Wahl entscheide, welche für mich die wahre ist, so wie eine andere eben für den Mitmenschen, bildet dabei den Hintergrund dieser Bejahung des religiösen Relativismus! Es ist bezeichnend, daß in dem Text zum Religionsunterricht nicht mit einem Wort positiv Bezug genommen wird auf die christliche Religion, ja der Text evoziert den Eindruck, daß dieser Unterricht mehr eine neutrale Religionskunde denn ein konfessioneller Religionsunterricht ist. Weil eben Religion ein Bestandteil des Lebens ist, gehört dieser Unterricht auch an die Schule als lebenskundliches Fach- mehr aber auch nicht. Diese darin zum Ausdruck kommende Gleichgültigkeit der christlichen Religion hat nun seinen theologischen Grund in der Umformung der christlichen Religion in einen religiösen Humanitarismus, in dem Gott als Liebe vorgestellt nur die Letztbegründung für die gelebte Humanität fungiert. Aber noch wichtiger scheint diesem Religionsunterricht dies Ziel zu sein:“Religionsunterricht gibt ihnen[ den Schülern] Orientierung, fördert das Ringen um Wahrheit und stärkt bewusste Toleranz.“ Das Ziel der Toleranz ist hier ganz im Sinne des „Bischofes“ zu verstehen als Absage der Darlegung der christlichen Religion als der wahren: Auch im Religionsunterricht wollen wir nicht davon überzeugen, daß die christliche Religion die wahre ist, muß hier mitgehört werden. Dies Votum gilt eben genauso gut für die Schüler des christlichen Religionsunterrichtes wie für den Dialog mit den Andersgläubigen. Es gibt hier nur eine Wahrheit, möchte man gern im Geiste von Lessings Nathan hinzufügen, daß niemand mehr erkennen kann, was den die wahre Religion sei und das ist gut so für die Tugend der Toleranz!
Daß dieser „Bischof“ sich als großer Polemiker wieder Papst Benedikt profilierte als Freund des religiösen Relativismus, erstaunt dann nicht: „Dröge war ein scharfer Kritiker der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft durch Papst Benedikt XVI.: „Hier wurde die ökumenische Schmerzgrenze deutlich überschritten.“ Papst Benedikt schreibe „die Linie der Öffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils“ nicht fort, sondern lenke „die römische Kirche in einen Traditionalismus“, berichtet Wikipdia über diesen Bischof im Artikel: Bischof Dröge. Wie viele katholische Modernisten werden ihm da und nicht nur in diesem Punkte zugestimmt haben, spricht doch aus ihm der Geist, den auch der zeitgenössische Modernismus in der Katholischen Kirche beflügelt.
Aber auch zu einem aktuellen Zeitgeistthema bezieht dieser Bischof klar Stellung. Zur Homosexehe: „Dröge verwies in diesem Zusammenhang auf den Beschluss der Synode seiner Landeskirche, die Segnung von Menschen in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft der kirchlichen Trauung rechtlich und liturgisch gleichstellen zu wollen."Wenn Menschen, gleich welcher sexuellen Orientierung, dauerhaft und wechselseitig Verantwortung füreinander übernehmen, wollen wir als evangelische Kirche diese Verlässlichkeit fördern und begleiten", unterstrich der evangelische Bischof.“ Was ist für diesen „Bischof“ die Ehe? Es ist ein wechselseitiges Verantwortung füreinander Übernehmen! Man beachte: Für ihn ist die Ehe keine Gemeinschaft von Mann und Frau, keine unauflösliche Verbindung und keine, die um des Zweckes der Fortpflanzung ist. Genau genommen erfüllt diese Bedingung für eine Ehe auch jede Bureaugemeinschaft von zwei oder auch mehr Selbstständigen, etwa einer Rechtsanwaltskanzlei, in der die Kollegen miteinander arbeitend füreinander Verantwortung übernehmen. Warum diese eigentümliche Definition von Ehe? Die Frage ist leicht respondierbar: damit die Homopartnerschaft als vollwertige Ehe erscheinen kann und damit der Instabilität solcher Beziehungen Rechnung getragen wird, wird von einer Unauflöslickeit der Ehe auch nicht gesprochen.
Solche Voten sind theologisch eben nur möglich, weil hier Jesus Christus als neuer Gesetzgeber, der uns lehrt, wie wir um der Gerechtigkeit willen zu leben haben, aus der Theologie ausgeschlossen ist, weil er eben nur noch die Liebe Gottes zu uns Menschen vorlebt. So bleibt als Norm für das ethische Leben der Menschen nur noch das abstrakte Ideal der Liebe übrig, mit dem dann faktisch fast jede Lebenspraxis kompatibel ist, wenn sie nicht grob gegen das Menschliche verstößt. Und Gottes Schöpfungsordnungen, auch die von der Ehe, gelten nicht mehr aufgrund des defizitären Schöpferverständnis Gottes.
Die Auflösung der christlichen Religion
Fragen wir aber genauer nach. Die Grunderzählung (in Anlehnung an Lyotards Begriff der großen Erzählungen in seinem Essay: Das postmoderne Wissen) der christlichen Religion ist die der Erzählung von Gottes Schöpfung, dem Menschen im Paradiese, seines Falles und Gottes Wirken in Jesus Christus zur Erlösung des Menschen, Jesu Christi Heilswerk und die Vermittlung dieses Heilswerkes durch die Kirche, bis daß Gott sein ewiges Reich errichten wird. In diese Grunderzählung zeichnen sich dann die vielen besonderen Begriffe der christlichen Religion ein, etwas die Sakramente, die Erbsünde die Moral etc, die dadurch ihren Sinn bekommen. Diese Grunderzählung ist nun hier im modernisierten Protestantismus völlig aufgelöst. Es gibt hier nur noch den die Menschen liebenden Gott und den Menschen, der aus diesem Geliebtwerden heraus sein Leben zu führen hat. Hier wird dann gern vom Indikativ-Imperativ-Schema gesprochen. Weil Gott den Menschen liebt (der Indikativ) soll und kann er jetzt: Und da werden dann die Imperative eingefügt, meist als Deduktionen aus dem Geliebtwerden jedes Menschen von Gott entfaltet. Dies Indikativ-Imperativ-Schema des Protestantismus ist die Ablösung vom ursprünglich reformatorischen Gesetz-Evangeliumsschema, in dem das Gesetz den Menschen in die auswegslose Lage treibt, unbedingt zu müssen, was er nicht kann und daß dann nur die Gnade des Evangeliums den Menschen aus dem Zorne Gottes retten kann, wenn er sein Vertrauen ganz auf Christus allein ausrichtet, sodaß dessen Gerechtigkeit die des sündigenden Menschen wird.
Das Christentum ist so keine Erlösungsreligion mehr, sondern eine, die die Weltanschauung des Humanismus voraussetzt und diese religiös vertieft, indem nun Gott die Funktion erhält, den im Humanismus unbegründbaren Wert des Menschen- warum soll er sich selbst der höchste Wert sein- letztzubegründen. Ansonsten ist die christliche Religion eigentlich nur der Aufruf zur praktizierten Humanität im Namen Gottes. Der Humanismus ist nun selbst in sich so unbestimmt, daß er auch eine so inhumane Praxis wie die der Kindestötung ungeborenen Lebens bejahen kann und eine Form praktizierter Sexualität, der zum Aussterben der Menschheit führte, würde alle Welt sie so praktizieren, wie es die humanistische Moral vorsieht: von der Verhütung bis zur Abtreibung. Aber selbst das soll noch eine menschengemäße Moral sein, um deren willen die Ordnungen Gottes außer Kraft gesetzt werden müssen. Gerade diese Auflösung der christlichen Grunderzählung und seine Ersetzung durch dies Indikativ- Imperativ-Schema, wobei die inhaltiche Füllung einfach der Gutmenschideologie entnommen wird ist das, was diese 10 Leitsätze auszeichnet als den allgemeinen Trend im modernen Protestantismus, für den aber der Katholizismus in seiner liberalen Ausprägung sehr anfällig ist, den für ihn besteht das Heil der Katholischen Kirche ja in ihrer Selbstprotestantisierung!
Fragt man dann aber, was denn dem Protestanten die Bibel jetzt bedeutet, war sie doch einst ihm die einzige Quelle der wahren Religion, so lesen wir dazu bei diesem „Bischof“ zu einer Aussendung zum Thema: Homosexualität:
Die Bibel muss als ein Glaubenszeugnis von Menschen, die in einer bestimmten Zeit gelebt haben, verstanden werden. Die biblischen Aussagen müssen in Kenntnis ihrer historischen Situation ausgelegt werden.“ Daß das Glaubenszeugnis ein zeit(geist)geschichtlich bedingtes ist, erlaubt nach diesem Bibelausleger die Relativierung aller biblischen Aussagen. Sie wird so der Willkürauslegung der jetzigen Leser unterworfen. So triumphiert hier der lutherische Subjektivismus auch noch gegen die letzte Instanz der Objektivität im Protestantismus, dem, es steht aber geschrieben. (150520 Homosexualität, Internetseite der Landeskirche)


Über die Ausstrahlungskraft dieses Auflösungskonzeptes
Was spricht nun Katholiken an diesem protestantischen Konzept so sehr an, daß sie es unbedingt in die Katholische Kirche implantieren möchten? Der Erfolg dieses Konzeptes nicht, denn der Protestantismus schreitet ja mit Lichtgeschwindigkeit der Katholischen Kirche voran dem selbstverschuldeten Untergang entgegen! Ist es vielleicht die Lust am eigenen Untergang? Wahrscheinlicher ist aber der Grund für die Sympathie für dies so umgeformte Christentum die Sehnsucht, die innere Differenz im Selbstbewußtsein des Christen in der Moderne zwischen der christlichen Religion und der Moderne zu überwinden, indem die Religion so modernisiert wird, daß sie sich harmonisch einpaßt in die Welt und der Christ so die Welt, so wie sie ist, und die Religion lieben kann in ihrer (falschen) Versöhntheit. Es ist der Wille zur Überwindung der „Weltfremdheit“ der christlichen Religion ob ihrer Jenseits- und Reich-Gottes-Orientierung. Das Befremdliche ist ja, daß sich der ganze Diskurs um die Modernisierung der Kirche an dem Vorbild des Protestantismus orientiert, und daß obgleich er nichts mehr zu bieten hat als einen dürftig mit einem monotheistisch Gottglauben unterfütterten Humanitarismus und einem kräftigen Schuß Gutmenschentum. Soll das die Zukunft der Kirche sein oder ist das ihr selbstproduzierter Untergang?


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