Sonntag, 26. Juni 2016

Irritierendes Der Fall Adams und Evas

Was hielte man von einer Ehefrau, die eine Haushaltshilfe einstellte, von der sie wüßte, wenn sie erst im Hause ist, wird sie meinen Ehemann versuchen zu verführen, und er wird ganz gewiß dieser Versuchung erliegen? Nun könnte eingewendet werden, daß dieser Frau dies Vorauswissen gar nicht möglich ist, daß ihr Mann der Versuchung erliegen wird. Bei Gott ist dies aber ganz anders: Als er dem Teufel erlaubte, im Paradiesgaren Adam und Eva zu erscheinen, da wußte er ob seiner Allwissenheit voraus, daß das erste Menschenpaar dieser teuflischen Versuchung erliegen wird. Nicht ist dabei das göttliche Vorauswissen der Grund dafür, daß das vorausgewußte Ereignis geschehen werde, als wenn das Vorauswissen das zukünftige Geschehen determiniere, sondern Gott weiß das, was kontingent geschehen wird,als kontingent geschehen Werdendes voraus. Würde sein Vorauswissen das kontingent sich Ereignenwerdende zu einem notwendig sich Ereignenden machen, würde Gott das Vorausgewußte nicht so vorauswissen, wie es sich ereignen werden wird. 
Als Vereinfachung : Man denke sich, daß man einen Spielfilm zum 5. mal sich anschaut und immer schon vorausweiß, wie jede Szene endet. Gott sieht sozusagen in Bildern das Zukünftige voraus, weil die Bilder das Zukünftige vorausabbilden. 
Ergo: Gott wußte voraus, daß Adam und Eva der teuflischen Versuchung erliegen werden. Er wußte es als ein kontingentes Geschehen voraus. Das erste Menschenpaar hätte der Versuchung auch widerstehen können. Ihnen war der freie Wille gegeben, Ja oder Nein zu sagen zur teuflischen Versuchung; nur Gott wußte voraus, daß sie freiwillig Ja sagen zur Versuchung. 
Gott hätte ja auch dem Satan den Zutritt ins Paradies verwehren können: Hier ist kein Platz für Dich! 
Es muß gute Gründe für Gott gegeben haben, dem Verführer in das Paradies einzulassen, ihm hier ein Auftrittsrecht zum Verführen zu geben. Ein paternalistischer Gott hätte diesen Auftritt des Verführers nie zugelassen, weil er vorauswußte, daß der Mensch seine ihm gegebene Freiheit dazu mißbrauchen würde, zur Versuchung sein Ja zu sagen.Paternalismus meint, daß ob der Möglichkeit des Mißbrauches der Freiheit willen die Freiheit so eingeschränkt wird, daß der Mensch sie nicht mehr mißbrauchen kann. So weiß der politisch korrekte Mensch, daß es ein grober Fehler war, daß die Regierung Englands dem Volke die Möglichkeit gab, über seine Zukunft in Europa selbst entscheiden zu können, weil der englische Wähler diese Freiheit mißbrauchen würde und er lobt die Deutsche Regierung, die solche Volksentscheide von vornherein ausschließt, weil die Mißbrauchsgefahr zu groß ist. Hier schimmert das Ideal der domestizierten Freiheit auf, daß der Mensch seine Freiheit nur dann gebrauchen darf, wenn er sie im Sinne der ihn Regierenden benutzt und wenn die Gefahr besteht,daß er sie mißbrauchen könnte, er nicht sich zum Regierungskonformen entscheidet, ihm dann die Freiheit zu verwehren ist. 
Gott gewährte den Menschen die Freiheit aber im Wissen darum, daß er sie- versucht von der teuflischen Schlange- gleich bei seiner ersten relevanten Entscheidung mißbrauchen werden wird. Gott domestizierte die menschliche Freiheit nicht. Warum? Als Antwort bietet sich an: Weil Gott ein freies Ja des Menschen zu sich wollte, mußte er ihm auch die Möglichkeit geben, Nein zu ihm zu sagen. Wie wäre aber ein freies Nein zu Gott möglich, wenn es nicht die Möglichkeit zum Ja zum Antigott gäbe? Wie könnte der Mensch nur zu Gott Nein sagen, wenn er keine Möglichkeit hätte, dann zu etwas anderem als Gott Ja sagen zu können? Die negative Möglichkeit zum Neinsagen scheint für den Menschen nur eine reale Möglichkeit zu sein, wenn er dann Nein sagend etwas dem Verneintem antithetisch Gegenüberstehendem bejaht. Um auf das Beispiel der Ehfrau zurückzukommen: Wenn sie wissen möchte, ob ihr Ehemann wirklich ein treuer Ehemann ist, dann kann sie das erst wissen, wenn er die Möglichkeit bekommen hat, zu seiner Ehefrau Nein zu sagen, indem er zu einer anderen Frau Ja sagt. Fällt der Ehemann nicht in dieser Lage in der Versuchung, dann erweist er sich als treuer Ehemann. Solange er aber nicht in eine Versuchung geraten ist, kann sie ihm nur vertrauen, von ihm glauben, daß er treu ist. Erweist sich nun der in der Versuchung nicht fallende Ehemann als treuer Ehemann oder konstituiert er sich erst durch das Bestehen in der Versuchung zum treuen Ehemann. 
An dieser Frage entscheidet es sich, wie ernst man die Bestimmung des Menschen zur Freiheit nimmt. Erwiese er im Nichtfallen nur, was er an sich ist, so wäre seine eheliche Treue keine Tugend sondern eine ihm innewohnnde natürliche Neigung.Setzt man dagegen den Menschen als Freiheit, dann ist in ihm sowohl die Möglichkeit zur Treue und zur Untreue. Durch seine freie Wahl bestimmt er sich dann erst zum treuen oder zum untreuen Menschen. Gott wollte also, daß der Mensch sich als Gotttreuer konstituiere, und das kann er nur, wenn ihm die Möglichkeit auch gegeben ist, sich als untreuer zu konstituieren angesichts der ihm angebotenen Option zur Untreue!  Und dazu erschien die teuflische Schlange. Sie, das rein Negative war also im Paradies, damit der Mensch frei das Positive wählen konnte.
Abstrakter formuliert: Das Negative ist nicht selbstzwecklich sondern hat seinen alleinigen Zweck darin, zu sein, damit es das Positive geben kann! Die Theologie spricht hier von der "felix culpa", daß der Mißbrauch der Freiheit durch Adam und Eva den Grund dafür lieferte, daß Gott Mensch wurde.
Könnte es denn wirklich etwas Gutes geben, wenn es nicht die Negation des Negativen ist, daß der Gehorsam die Verneinung der Möglichkeit zum Ungehorsam ist? Gott will das Gute, weil es gut ist, damit es aber gut ist, läßt er das Negative zu, damit sich das Gute als Negation des Negativen konstituiert. 

Corollarium 1
Luther war nur positiv, indem er als das Katholische Negierender, die Katholische Kirche zwang, sich als Negation seiner häretischen Lehren positiv zu bestimmen im Trienter Konzil, in dem gerade erst durch Luthers Negationen das Katholische sich bewußt bestimmte: Was ist jetzt wirklich die verbindliche Lehre der Kirche?                
         

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