Dienstag, 12. Juli 2016

Der Papst- ein Kirchenfeind?

„Ich werde (…) ein entschiedener Kirchengegner, wenn ich einem Klerikalen gegenüberstehe. Der Klerikalismus dürfte mit dem Christentum nichts zu tun haben. Paulus, der erste, der zu den Heiden, zu den Anhängern anderer Religionen gesprochen hat, war der erste, der dies gelehrt hat.“– Papst Franziskus in einem Interview mit dem Agnostiker Eugenio Scalfari"
(Zitiert nach Wikipedia: Artikel Klerikalismus)
Nun ist diesem Papstvotum schwerlich exakt zu entnehmen, was der Papst hier unter "Klerikalismus" versteht, aber eine Vorliebe für solche Unklarheiten wird wohl in der Kirchengeschichtsschreibung als das Merkmal dieses Papstes eingehen. So unklar der Begriff nun auch ist, so beliebt macht man sich überall, spricht man sich entschieden gegen alles Klerikale aus. 
Warum nun der Papst den Apostelfürsten Paulus als Kritiker jeden Klerikalismus anführt, ist aber mir völlig unverständlich! Setzte er denn nicht, ganz gegen das Ideal basisdemokratisch organisierter christlicher Gemeinden Presbyter, also Priester ein, damit sie die neu gegründeten Gemeinden leitete? Die Gemeinden wählten sie nicht, sie wurden vom Apostel eingesetzt. Aber was soll man von dem Inhaber des Amtes des Papstes halten, wenn er, der von Amtswegen das Beispiel des Klerikalismus ist, sich gegen den Klerikalismus ausspricht? Ist das nicht so, als bekannte sich ein General der Bundeswehr zum Pazifismus? 
Die bekannteste antiklerikale Gruppe in der Bibel ist bekanntlich die Rotte Korach. Und Gottes Antwort auf ihren praktizierten Antiklerikalismus? Er tötete sie, in Gänze vertilgte der Zorn Gottes sie (4.Mose 16). Es frägt sich, wie man überhaupt in einer Religion, in der das Amt des Priesters eine so bedeutende Rolle innehat, dem Antiklerikalismus ein Heimatrecht zusprechen kann, ja den Klerikalismus gar als unvereinbar mit dieser Religion bezeichnen kann? Es sei daran erinnert, daß Jesus Christus nicht nur das prophetische Amt, das königliche Amt sondern auch das priesterliche inne hatte, ja daß er der wahre Hohepriester war und ist. Im Zentrum des Erlösungswerkes steht das Kreuzaltaropfer Jesu Christi, das er als Hohepriester darbrachte- wie kann die christliche Religion antiklerikal sein, wenn in ihr ein priesterliches Opfer das Zentrum bildet, das sich im kirchlichen Meßopfer prolongiert?
Für die Ideologie des Antiklerikalismus ist zudem grundlegend, daß es keine besondere Offenbarung Gottes geben kann, die an bestimmte Personen ergangen ist, sodaß sie dann durch die Erstempfänger an andere weitervermittelt wird, denn dies setzt eine Vermittlungsstruktur, in der Offenbarungsempfänger ihr Wissen an Nichtwissende weitergeben- das ist aber eine klerikale Struktur. Darum insistiert die Aufklärung (Kant) auf eine allgemeine jedem Menschen mögliche und hinreichende Gotteserkenntnis, um jedes priesterliche Sonderwissen, was dann als klerikales Herrschafftswissen denunziert wird, als illegitim zu erweisen.
Für die Ideologie des Antiklerikalismus ist zudem konstitutiv, daß es kein für das Heil des Menschen notwendiges allein von einem Priester zu erbringendes Opfer gibt.
Aber beide Vorstellungen gehören wesentlich zur christlichen  Religion!
      
Ergo: Für dieses befremdliche Votum des Papstes sehe ich nur eine Erklärungsmöglichkeit, die daß der Papst darauf setzte, sich mit so einer Polemk bei dem Interviewer und vielen anderen Zeitgenossen beliebt zu machen. Für diesen Papst scheint es immer nur eine Wahrheit zu geben, die die gerade in das in jetzt hingehaltende Mikrophon paßt, daß es da auf Wohlgefallen stößt.                              

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