Sonntag, 24. Juli 2016

Gottes Ordnungen gefährden die Demokratie!

"Was die Gefährdung von sächsischen Jugendlichen angeht, bereiten etwa radikale Bibelgruppen viel größere Probleme als Islamisten“, sagte der Beauftragte für Weltanschauungs- und Sektenfragen, Harald Lamprecht, der Dresdner Morgenpost." (zitiert nach dem Christlichen Forum vom 23.7. 2016.  Als der sächsischen Landeskirche bekannt wurde, daß sich eine junge Frau Sachsens dem "Islamischen Staat" angeschlossen habe, kam diese evangelische Erklärung. Die christlichen Biblizisten seien doch viel gefährlicher für die Jugend Sachsens als die Islamisten.  "Weit größeren Zulauf würden dagegen die christlichen Fundamentalisten erfahren. Auch sie erstrebten eine „göttlich gebotene Ordnung, die zwangsläufig das Verhältnis zur Demokratie in Frage stellt“. Das attestierte den „Evangelikalen in Sachsen“ 2014 eine gleichnamige Studie der SPD-nahen Heinrich-Böll-Stiftung." (Korrktur: Die Böll-Stiftung steht der Grünen Partei nahe) Die Begründung ist nun wirklich beachtenswert. Von Biblizisten ginge eine Bedrohung für die Demokratie aus und die sei größer als die Gefährdung der Demokratie durch Islamisten! Daß eine"göttlich gebotene Ordnung" als gegeben vorausgesetzt und eingefordert wird als Norm für das Leben, das sei zwangsläufig eine Gefährdung der Demokratie. Das sagen nun nicht etwa Atheisten sondern ein offizieller Vertreter der evangelischen Landeskirche Sachsens! Offensichtlich versteht dieser evangelische Weltanschauungsbeauftragte unter göttlich gebotene Ordnungen etwas die menschliche Freiheit ungebührlich Einschränkendes. 
Wem dies zu mirakolös erscheint, der setze jetzt für die "göttlich gebotene Ordnung" die Ordnung der Ehe und schön löst sich das Rätzel dieses Ausspruches auf. Gemeint ist nämlich, daß nur radikale Biblizisten an der Ehe allein für Mann und Frau eintreten, während Demokraten  für die Ehe für alle eintreten. Wenn die Ehe nämlich nur ein rein weltlich Ding ist (Luther), dann kann in einer Demokratie die Ordnung der Ehe auch so umgeformt werden, daß nun auch Homosexuelle heiraten können. Wer dem Staate dies Recht dieser Umformung der Ehe abspricht mit dem Arrgument der göttlichen Ordnung der Ehe, ist ein Antidemokrat, weil er die Freiheit des Staates, Ordnungen umzuformen nach seinem Belieben ablehnt mit dem undemokratischen Argument vorgegebener göttlicher Ordnungen. Merke: Die Katholische Kirche ist so mit ihrer Ehelehre auch antidemokrtisch!   Demokrat ist man nach diesem evangelischen Sektenbeauftragten nur, wenn man jede vorgegebene Ordnung prinzipiell für demokratisch umstaltbar erklärt. Der Verweis auf von Gott gesetzte göttliche Ordnungen ist so geurteilt prinzipiell nicht mit der Demokratie kompatibel! Und daß göttliche Ordnungen die Freiheit des Menschen unzumutbar beeinträchtigen, das ist eben für einen modernen Lutherjünger eine Selbstverständlichkeit!  
Im Hintergrund steht dabei wohl Luthers Lehre der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, wobei dann die göttlichen Ordnungen dem Gesetz subordniniert werden und das Evangelium dann als Befreiung vom Gesetz gedeutet wird. Zudem wird diese ordnungsauflösende Tendenz des lutherischen Evangeliumsverständnisses noch forciert durch die historisch kritische Kritik jeder Vorstellung von vorgegebenen göttlichen Ordnungen- denn in Wirklichkeit gäbe es die gar nicht, sondern es wären nur Verabsolutierungen historisch kontingent entstandender und so sich auch auflösender Menschenordnungen.  Genau genommen gibt es nämlich gar keine Ordnungen Gottes und wer solche trotzdem bekennt, ist eben ein radicaler demokratiegefährdender Biblizist.

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