Samstag, 27. August 2016

Theologie und Planwirtschaft (Desinteresse an Theologie Teil 4)

So befremdlich es auch klingen mag, aus Sicht liberaler Kirchenleitungen ist die kirchliche Lehre, die Dogmatik und die Theologie überhaupt so etwas wie ein planwirtschaftliches Moment in einer Welt der freien Marktordnung. Ein wesentliches Moment ist die Neusituierung der Kirche im 2.Vaticanum nach dem Ende der konstantinischen Epoche: Sie versteht sich jetzt nicht mehr als Cooperationspartner des Staates, mit dem zusammen sie die Gesellschaft gestalten wollte, sondern als legitimes Teil der pluralistischen Gesellschaft, der der Staat sein Gegenüber ist. Pluralismus ist gleichbedeutend mit dem Ordnungsprinzip des freien Marktes, auf dem nun die Religionen und sonstigen Sinnanbieter ihre jeweiligen Angebote präsentieren. Als Nicht-Profit-Organisationen verfolgen sie dabei den Zweck der reinen Selbsterhaltung, (nicht unbedingt den des Wachstumes) und sehen in ihren Angeboten Mittel zum Zweck der Selbstbewahrung. Der Konsument bestimmt dabei die Ware, die Nachfrage bestimmt die Produktion- das gilt so auch für kulturelle Güter und somit auch für religiöse Serviceangebote. In Anlehnung an N. Luhmann könnte man sagen, daß die Gesellschafft die Religion in das Subsystem der organisierten Religionen ausgelagert hat, die dann ihre Angebote auf dem freien Markt anbieten. Dabei wäre dann noch zu unterscheiden zwischen der internen Produktionsweise und der Notwendigkeit der Ausrichtung auf den Markt.
Die klugen Ratschläge lauten dann, daß die Kirche näher bei den Menschen zu sein hat,damit sie die wahre Nachfrage erfassen kann, um nicht an der Nachfrage vorbei zu produzieren. Eines ist aber sofort klar: Dgmatische Vorgaben: Das ist so zu sagen und zu tuen!, paßt nicht in ein Marktkonzept. Nur eine dogmenfreie Kirche kann unbelastet von normativen Vorgaben das anbieten, was bei den potentiellen Konsumenten ankommt. Die Frage, was ist zu lehren?, ersetzt so die dem Konsumenten zugewandte Kirche durch die Frage:Was wollt ihr denn hören? Die Konsumenterforschung ersetzt so die Entfaltung der theologischen Lehre, weil nicht mehr Dogmen sondern die Menschen mit ihren Bedürfnissen im Vordergrund stehen sollen. 
Die Dogmatik wird so zu einem planwirschaftlichen Fremdkörper, denn das Wesentliche des planwirtschaftlichen Denkens ist ja die Ausrichtung der Produktion an den objektiven Bedürfnissen der Menschen, während die freie Wirtschaft produziert, wonach Nachfrage auf dem Markte seitens der Konsumenten besteht. Solange es noch objektive Wahrheiten für die Kirche gibt, sind diese die Norm für das Lehren und Handeln der Kirche. Wird aber die Objektivität der Lehre der Kirche ausgehölt, dann kann sie sich ganz nach der Nachfrage der Menschen orientieren und dazu braucht sie keine Theologie mehr. Die einzige Aufgabe, die so der Theologie noch verbleibt, ist die der Entwertung der traditionellen Lehre der Kirche, damit sie dann befreit von der verbindlichen Tradition nur noch rein marktwirtschaftlich agieren kann. 
Wir wollen lehren und tuen, was beim heutigen Menschen ankommt- und da stört die Dogmatik nur noch, wenn sie theologische Wahrheitsansprüche gelten macht, daß das so und nicht so getan werden darf.                         

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