Donnerstag, 20. Juli 2017

Eine erkannte Wahrheit macht unfrei! Antichristliches der Postmoderne

Der österreichische Philosoph Burger schrieb: ">Alle großen Verbrechen entspringen großen Idealen, nicht dem bösen Willen, die Täter verfolgen aus ihrer Binnenperspektive immer >das Gute<, ihr Antrieb ist stets eine >Begierde des Rettens< (Hegel) und sie sind um Objektivierungen nie verlegen, heißen diese Rasse, Klasse,Volk oder Nation:man kann den Nationalsozialisten oder Stalinisten vieles nachsagen, aber nicht, daß sie keine >Wertegemeinschaften< gewesen seien". ( M. Lichtmesz, Kann nur ein Gott uns retten?, 2017, S.136)
Hier offenbart sich uns eines der Motive des postmodernen Denkens. Nicht Skeptiker und Nihilisten sondern Gläubige und Utopisten brachten die fürchterlichsten Massaker hervor, gerade um mächtiger Ideale willen. Dort, wo die Wahrheit erkannt und als im Besitz befindlich vorgestellt wird, da würden die gläubigen Wahrheitsbesitzer zu den größten Verbrechern. Galt in der Modern die Maxime, daß durch die Vernunft, die Aufklärung der Mensch immer mehr die Wahrheit oder die Wahrheiten erkennt, den Aberglauben so hinter sich lassend, so gelten in der Postmoderne gerade erkannte Wahrheiten und geglaubte Ideale als eine Büchse der Pandora. Wahrheitsfanatismus führt zum Krieg und zum Terror gegen die, die Wahrheit nicht glauben wollen.
Das stellt für die Katholische Kirche als Ort des Offenbarseins der Wahrheit Jesu Christi, der offenbarten Wahrheit eine sehr problematische Situation dar: Die Kirche wird abgelehnt, gerade weil in ihr die Wahrheit offenbar ist. Wurde einst im Namen der Aufklärung der Aberglaube der Kirche verurteilt, so wird sie in der Postmoderne ob ihres Anspruches, hier ist die Wahrheit offenbar, reprobiert. Die Reaktion der Theologie überrascht dann nicht: Die Kirche wird umgedeutet als Suchbewegung, in der nach der noch nicht erkannten und erkennbaren Wahrheit gemeinsam gesucht wird. Was einst Wahrheit war, soll nun nur noch eine zeitgeschichtlich bedingte Vorstellung von der Wahrheit sein: Nichts Genaues weiß man! 
Weil man keine Wahrheit mehr erkennen will, soll es keine mehr geben. Jetzt soll alles als gleich wahr und unwahr angesehen werden, damit Niemand mehr im Namen einer erkannten und begriffenen Wahrheit anderes diskriminieren kann. Nur noch einen Feind gibt es so: den Fundamentalismus, den Glauben an erkannte Wahrheiten. Das bedeutet, daß Jesus Christus alles sein darf nur nicht mehr die offenbarte Wahrheit. Und die Katholische Kirche darf dann nur noch eine Auffassung der Religion sein neben vielen anderen, die alle als gleich wahr und ungleich anzusehen sind.  
An dieser postmodernen Kritik der nationalsozialistischen und der kommunistischen Weltanschauung fehlt, ist, daß zwar zurecht gesehen wird, daß beide Weltanschauungen sich als wahre verstanden haben, beide auch eine eigene Wertelehre enthielten, es sich wirklich nicht um nihilistische Bewegungen handelt, daß aber nicht ihr Wahrheitsgehalt kritisch in Frage gestellt wird, sondern daß kritisiert wird, daß beide Wahrheit für sich beanspruchen!    
Zudem: Was wird aus der menschlichen Geschichte, wenn sie postmodern klug geworden, auf jede Utopie verzichtet und so nur noch ein alternativloses: "Weiter so, wie bisher!" kennt. Wäre das nicht das Ende der Geschichte, so daß wir so nun wirklich in der Posthistorie angelangt wären?
 

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