Donnerstag, 21. Dezember 2017

Irgendwie war das früher in der Kirche alles anders! Spurensuche Teil 1

"und wir waren von Natur Kinder des Zornes", schreibt Paulus in seinem Epheserbrief. (Epheser 2,3) "et eramus natura filii irae". So urteilt Paulus über sich und die Gläubigen in Ephesus. Paulus urteilt, daß jeder, wenn er nicht Gläubiger ist, unter dem Zorne Gottes steht. Denn selbstverständlich spricht der Apostelfürst hier vom Zorne Gottes. Als Erläuterung fügt A.Arnd (Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes, Dritter Band, 2.Auflage 1903) hinzu: "Ein Gott, der nicht zürnt, liebt auch nicht."
Was hören wir aber in der nachkonziliaren Kirche? Daß Gott jeden Menschen liebt und daß wir in Jesus Christus diese jedem geltende göttliche Liebe erfahren. Erkennen klingt zu intellektualistisch vorkonziliar.  Das Gerede vom Zorn Gottes sei ein unerlaubter Anthropomorphismus, daß so Gott vermenschlicht vorgestellt würde. Da Gott die Liebe sei, könne er nicht zürnen. Jesus hat uns da eben von unseren falschen Gottesvorstellungen befreit, nur daß leider selbst der Apostel Paulus ab und zu in so falsche Gottesvorstellungen zurückfalle. Warum ist dann aber die Aussage, daß Gott liebe, nicht auch ein unerlaubter Anthropomorphismus?
Ja, wenn Gott Mensch werden konnte, ist dann nicht der Anthropomorphismus legitimiert, daß für den allmächtigen Gott das Menschsein keine Begrenzung ist, das, was er nicht sein kann und ist? Ob nicht doch mit dem Zorne Gottes auch sein Lieben abgeschafft wird?
Gleicht nicht die Liebe Gottes in der nachkonziliaren Predigt einem Ehemann, der zu seiner Frau sagt: "Ich liebe dich, und darum macht es mir nichts aus, wenn du mich nicht liebst, denn ich liebe dich. Auch wenn du mir untreu wirst und vielen Männern hinterherläufst, beeinträchtigt das nicht meine Liebe zu dir; so bedigungslos liebe ich dich!"
Ist diese Liebe noch von einer Gleichgültigkeit unterscheidbar? 
Was hat diese Pseudoliebe für Folgen? Kein Mensch braucht mehr erlöst oder gerettet zu werden, denn jeder ist ja immer schon ein Kind der göttlichen Liebe. Die Kirche vermittelt nicht mehr Heil, sondern klärt nur noch auf, daß jeder Mensch immer schon ein von Gott Geliebter ist. Und das ist er auch, wenn er das gar nicht glaubt. 
Das hat Folgen! Jede Art von Mission ist überflüssig, weil jeder, gleichgültig, welche Religion er praktiziert, schon immer ein von Gott Geliebter ist. 
Die christliche Religion zu praktizieren, ist auch gleichgültig, denn Gott ist es ja gleichgültig, wie ein Mensch lebt, da er immer Ja zu ihm sagt.
Zudem widerspricht es dem guten Ton, zu einem Menschen zu sagen, daß er nicht von Gott geliebt würde und gar unter dem göttlichem Zorne stünde.  
Wie konnte da Paulus nur so Unsinniges reden! Der Text des Paulus gibt uns da hinreichend Aufschluß: "Auch euch, die ihr todt waret durch eure Übertretungen und Sünden, in welchen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlaufe dieser Zeit, nach dem Herrscher, der Macht hat über diese Luft, über den Geist, welcher jetzt wirksam ist in den Kindern des Unglaubens, unter welchem auch wir alle einst wandelten in den Begierden unseres Fleisches, die Begierden des Fleisches, die Gelüste des Fleisches und der Gedanken vollbringend, und wir waren von Natur Kinder des Zornes, wie auch die übrigen"
Eine solche Publikumsbeschimpfung ist natürlich völlig inakzeptabel:
 A): Es leben auch viele Nichtchristen und gar Atheisten moralisch anständig und haben so anderes als die Begierden des Fleisches zu ihrem Lebenszentrum und
 B): Das Gerede von einem Herrscher über die Luft, dessen Geist uns Menschen bestimmte, ist doch nur Mythologie. Paulus hatte eben ein viel zu negatives Menschenbild, sodaß er sich so zu solchen Abstrusitäten versteigen konnte. 
Paulus macht es hier seinen modernen Kritikern auch leicht. Ist uns das Begehren des Fleisches doch etwas ganz Natürliches geworden, eben, die gelebte Sexualität. Zudem, nur selten gab es in der Kulturgeschichte orgastische Ausschweifungen als Standardlebenspraxis. Hier ist alles Übertreibung.
Nur, werden wir so dieser Aussage wirklich gerecht? Kann man den die Begierden des Fleisches interpretieren unter Absehung davon, daß diese als Folge des Unglaubens qualifiziert werden? Ginge es wirklich nur um sexuelle Bedürfnisse, wer wollte behaupten, daß Gläubige keine mehr hätten. Zudem, wenn der Glaube einherginge mit dem Absterben der Sexualität, würden dann nicht die Christen aussterben, weil sie keine Kinder mehr bekämen? 
Auch ist es wohl eine arge Verzeichnung, wollte man ernsthaft sagen, daß alle Nichtgläubigen nur Sex im Kopfe hätten! Das kann Paulus unmöglich über seinen Lebenswandel vor seiner Bekehrung vor Damaskus ausgesagt haben. Aber Paulus sagt: So lebte auch ich! Und wenn nicht alle Heiden nur Sex im Kopf hatten, dann kann Gott auch nicht allen zürnen. Aber das will Pauus hier ja sagen.  
Sollen wir also so doch den modernen Pauluskitikern recht geben und es bei der Aussage bewenden lassen, daß Gott jeden Menschen liebe, egal wie er es mit der Religion hält und egal, wie er lebt, wenn er nur einigermaßen anständig lebte, indem er dem Sex wenig Raum in seinem Leben gewährt . So bräuchten wir auch keine Erlösung und keinen Retter mehr, sondern nur,daß uns gesagt wird: Alles in Butter- Gott ist nämlich der große Jasager. 
Ich denke, daß es unmöglich ist, das Leben aus dem Fleische als unmoralisches Leben zu verstehen, denn a) lebten und leben nicht alle Nichtgläubigen so, und b) frägt man sich dann doch, ob dann statt eines Erlösers nicht ein guter Moralprediger gereicht hätte!   
Wie könnte man dann das Leben aus der fleischlichen Begierde verstehen?
Mein Vorschlag dazu (vorbehaltlich besserer Erkenntnis):
Die fleischliche Existenzweise ist die, in der ich mich zum alleinigen Mittelpunkt erhebe und alles andere nur als Mittel zur Steigerung meines egozentrisch ausgelegten Lebens  verstehe. Mein Ich unterwirft sich alles andere als Mittel seiner Steigerung. Dann kann der Egozentiker moralisch oder unmoralisch leben, er tut es immer nur um seinetwillen. Er ist wirklich ungläubig, weil er nur an sich glaubt. Er ist der Revolutionär wider Gottes Ordnung, weil er so den Platz einnimmt, der Gott zukommt, den des Mittelpunktes, um den alles andere kreist. Subjekt sein, heißt hier, alles zu subjektivieren, sich zu unterwerfen.
Paulus vertieft dies nun noch durch die Aussage, daß der Mensch, so subjektivistisch lebend, selbst ein von einer höheren Macht unterworfenes Subjekt ist. Denn gerade das macht doch den Satan  aus, daß er sich nicht Gott subordinieren wollte, weil er der Herr sein will und dazu verführt er als Mächtiger die Menschen. 
Um den Menschen kämpfen so Gott und der Teufel: Auf wen hört er? In der nachkonziliaren Kirche dagegen gibt es keinen Kampf mehr um den Menschen. Gott liebt ihn und alles ist im Prinzip in Ordnung, sodaß der Mensch nur noch vor der Aufgabe steht, die Welt zu humanisieren. Das ist dann das nachkonziliare Programm der Kirche als organisierte Nächstenliebe: Habt euch alle lieb und Brot für die Welt. Eine Erlösung und einen Erlöser braucht die Welt aber nicht (mehr).  
Denn die Welt braucht den Erlöser, weil sie immer auch unter dem Zorne Gottes steht.              

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