Freitag, 9. Februar 2018

Kirchenpolitischer Rigorismus?

"Auf dieser Linie steht heute die kompromißlose Haltung von Kardinal Joseph Zen gegen die Neue Ostpolitik von Papst Franziskus gegenüber dem kommunistischen China. Jenen, die einwenden, daß es notwendig sei, „ein gemeinsames Terrain zu finden, um den jahrzehntelangen Bruch zwischen Vatikan und China zu beenden“, antwortet Kardinal Zen: „Kann es irgend etwas ‚Gemeinsames‘ mit einem totalitären Regime geben? Entweder man ergibt sich oder man akzeptiert die Verfolgung, indem man sich selbst treu bleibt. Kann man sich ein Abkommen zwischen dem heiligen Josef und König Herodes vorstellen?“ Kath info am 8.Februar 2018: "Widerstandsgeist und Liebe zur Kirche"
Hier möchte ich mich nicht vorschnell dieser Kritik des amtierenden Papstes anschließen. So offenkundig die Frage:"Kann es irgend etwas `Gemeinsames`mit einem totalitären Regime geben?"  eine rein rhetorische sein soll und die empörte Antwort: "Niemals!" provozieren soll, so ist das doch eine wirkliche Frage. Fragen wir zurück: " Hat sich die Russisch-Orthodoxe Kirche nicht sehr klug verhalten, als sie Stalins Ruf zur gemeinsamen Verteidigung des russischen Mutterlandes gegen die Angreifer anschloß? Wie einst unser Kaisers Wilhelm II erklärte, er kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche angesichts des Ausbruches des 1.Weltkrieges, so tat es ihm Josef Stalin nach: Er beschwörte die Einheit aller Russen. Die Kirche cooperierte mit ihm. Niemand wird bestreiten wollen, daß Stalin totalitär herrschte und doch gab es für die Russisch-Orthodoxe Kirche etwas Gemeinsames , nämlich die Verantwortung für das russische Volk.
Der Vatican schloß 1933 mit Hitler das Konkordat. Das hätte die Kirche nach Kardinal Zen nicht tuen dürfen. Auch wenn dies Konkordat heutzutage von allen politisch Korrekten perhorresziert wird, eine nüchterne Analyse dieses Vertragswerkes wird es als gute Leistung der vaticanischen Diplomatie zu würdigen haben. 
Wenn schon der Vatican mit dem totalitär regierenden Hitler ein Konkordat abschließen konnte, warum sollte das nicht auch mit Peking möglich sein? 
Was ist dann das Gemeinsame? Hier muß theologisch geantwortet werden und nicht in erster Linie politisch oder nur kirchenpolitisch! Die Kirche und der Staat sind die 2 Ordnungen (früher sagte man: Schwerter), durch die Gott die Welt regiert. Daß der Staat ist, ist nicht in erster Linie eine Hervorbringung des Menschen sondern eine von Gott gewirkte Ordnung.  Jede Obrigkit ist von Gott, lehrt uns der Apostelfürst Paulus im 13. Kapitel seines Römerbriefes in seiner Metaphysik des Staates. Der totalitäre Staat ist wohl als eine pervertierte Gestalt der Ordnung des Staates zu beurteilen, aber wie der durch die Sünde pervertierte Mensch nicht aufhört, ein Geschöpf Gottes zu sein, so gilt das auch für den pervertierten Staat. Deshalb wird die Kirche prinzipell immer staatstreu
sein, auch wenn sie dann die konkrete Politik eines solchen Staates verurteilen muß. Aber diese Gmeinsamkeit, sozusagen eine metaphysische bleibt. 
Es ist nun sehr schwierig, zuverlässige Informationen über die "Patriotische Kirche" und die Untergrundkirche in China zu erlangen. Viel Polemik verdunkelt hier, was denn nun die Realität ist. Es könnte sein, daß man es sich zu einfach macht, wenn die Patriotische Kirche einfach als reiner Opportunistenverein verteufelt wird. Zu bedenken ist dabei die Geschichte Chinas, die fast nur negative Erfahrung mit ausländischen Interventionen aufzeigt- man denke an die Opiumkriege, durch die England die Regierung Chinas zwang, den Opiumhandel in China zum Nutzen engländischer Händler zuzulassen. Die chinesische Regierung frägt so erstmal die Römischen Christen: Seid ihr wirklich zuverlässige Staatsbürger?- die Frage, die Bismarck so auch gestellt hatte und es ist dann die Aufgabe der Römischen Katholiken, hier ein glaubwürdiges Ja zu sprechen, unbeschadet des Rechtes, dann die konkrete Politik des Staates auch kritisieren zu dürfen und auch zu müssen. 
Die Patriotische Kirche könnte ein solcher Versuch sein, römischer Katholik und chinesischer Staatsbürger zu sein. Aber es ist auch anzufragen, ob sie aus falsch verstandener Staatsloyalotät dort schweigt, wo sie kritisieren müßte. Nur, es könnte sein, daß die Untergrundskirche eben auch theologisch problematisch ist, ob sie denn wirklich die prinzipielle Legitimität der Obrigkeit Chinas anerkennt. Auf diese Fragen Antworten zu bekommen, ist nicht leicht. Aber es gibt keinen prinzipiellen Grund, ein Konkordat des Vaticans mit Peking auszuschließen.              

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